Mary J Bilge – No More Drama

Mary J Blige dürfte lebe in sich hinein geschmunzelt haben, wann immer zuletzt mal wieder vom „neuen Soul“, vom runderneuerten R&B die Rede war. Während die jungen Hasen beim Run um die besten Plätze noch ihre Haken schlagen, besetzt sie den Part des Igels, der schon längst angekommen ist und dabei kommerziellen Erfolg und künstlerischen Anspruch zu frühem Klassiker-Status auf sich vereint.

Die Queen des HipHop-Soul? Nicht schlecht jedenfalls für eine, die sich ihre Sounds und auch die Garderobe 1992 auf dem Debüt „What’s The411“ noch von einem gewissen Sean „Puffy“ Combs diktieren ließ. Ein bisschen verruchte Dame im Halbschatten sollte sie damals schon sein, aber auch noch ganz viel freches fly girl im karierten Mini-Rock und mit ungeschnürten Boots. Fünf Alben später ist Mary J Blige einfach Frau. Und als solche, nicht als Superstar, adressiert sie in „PMS“ alle Leidensgenossinnen, die auch gerade einen dieser miesen Tage erwischt haben, an denen einem alles zu entgleiten droht. Jazzige Gitarren-Licks gleiten durch den Wah-Wah-Nebel, dann pumpt sanft der Beat, dann kommt Mary, unvergleichlich. „I wanna talk to the ladies tonite… Today I’m not feeün‘ pretty… Gimme a break.“ Büge stellt dabei eine Intensität und Intimität her, die derzeit kaum eine andere Soul-Sängerin erreicht.

Und sie nutzt diese schutzlose Vertrautheit, um sogleich zum großen Befreiungsschlag auszuholen: „No More Drama“! Schmerz bleib weg in meinem Leben. Vor allem die, die ihn immer wieder bringen. Die Minneapolis-Altmeister Jimmy Jam & Terry Lewis haben ihr diese Soul-Katharsis mit kräftiger Gospel-Grundierung auf den Leib und ins Gewissen geschrieben. Nicht, dass drumherum um dieses Duo gleich alles verblassen würde. Wie könnte es, wenn die erwartungsgemäß stattliche Gästeliste von Dr. Dre über The Neptunes bis zu Missy Elliott reicht. Wenn Blige im Offbeat vehement „Dance For Me“ fordert, durch einen „Beautiful Day“ scattet oder auf den fetten Swizz-Beats von „Where I’ve Been“ Zeugnis ablegt. Aber diese heisere Emotion am Siedepunkt, die Mary J Blige über neuen wie alten Soul strahlen lässt, die erreicht sie auf „JVo More Drama“ nur, solange das Drama andauert.

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