Matthew Good – Avalanche :: Universal

Nur eine Geste? Das aus hochwertiger Pappe hergestellte Cover zeigt einen Matthew Good, der sich beinahe erschrocken die Hand vor den zugekniffenen Mund hält. Möglicherweise hat er sich ja gerade noch mal ein paar seiner neuen Songs angehört. Und empfindet nun ein wenig Scham darüber, einen banalen Sing-Sang wie „Lullaby For The New World Order“ geschrieben zu haben? Der Text der problemlos austauschbaren Standard-Hymne geht so: „Somebody gave you a choice/ And all you do is abuse it/ If god gave you a voice/ Then use it.“ Super, die Gruppe Pur auf Englisch.

Es ist also alles wie immer bei Matthew Good. Handgemachter Ehrlichkeits-Rock vom ernsten Jungen mit der Gitarre (einer elektrischen immerhin), gepaart mit ein paar schwülstigen Streicher-Arrangements und überwiegend nur mittelguten bis langweiligen Kompositionen. Das Titelstück selbst beginnt immerhin ganz passabel. Good singt bemüht düster: „One foot in front of the other/ One foot to counter it.“ Die Streicher halten sich etwas zurück, und deswegen gefallt das Stück zunächst auch ganz gut. Aber dann muss die Band natürlich „ausbrechen“, es wird also befreiend von der Seele „gerockt“, und ja, die Gänsefüßchen sollen sagen, dass dies nicht allzu sehr gelungen ist Keine Frage, diese Platte macht mich nervös. Es ist das unangenehme Gefühl, eine Kneipen-Version der frühen U2 unter massivem Einsatz von Streichern und Synthesizern zu hören. Hemdsärmelig, steril, zwar mit guten Motiven ausgestattet, jedoch ohne den nötigen Druck, dabei auch noch unfähig, das Gefühlige angemessen darzustellen.

Und herrje, diese Sozialkritik. „Today I’m leaving/ This bullshit one horse town/ Full of cowboys and indians/ Who only have balls when there’s a Camera around“, heißt es in „A Long Way Down“. Eine Lawine wird auch „Avalanche“ nicht auslösen.

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