Max Herre – Max Herre

Deutscher HipHop sei nicht tot, hörte ich neulich, er sei nur an dem Punkt angekommen, an dem er sich neu definieren müsse. Wie wahr. Zu ausgelutscht kamen in den letzten Jahren die Protagonisten daher, der Ausverkauf hatte seine Spuren hinterlassen. Ausnahmen gab es nur wenige.

Nun meldet sich Max Herre, betroffener Kosmopolit, Weltverbesserer in Jesus-Manier, Hip-Hop-Romantiker und Rädelsführer seines Freundeskreises, nach Jahren der Bühnenabstinenz, in denen er als Produzent, Verleger, Regisseur und A&R-Mann hinter den Kulissen tätig war, mit seinem ersten Solo-Album zurück aus den Niederungen des Musikbusiness.

Wenn er nicht betonte, er sei es wirklich, man würde es bei den ersten Takten von „Zu elektrisch“ nicht glauben. Derb gerodetes Gitarrensample im Refrain, auf den Punkt gebrachtes dramatisches Georgel in den Strophen, ein harter Rockbeat im Bass und Schlagzeug, dazu ein kämpferischer Max, wie man ihn gar nicht in Erinnerung hatte. Krass!

Doch schon bald nimmt er einem wieder den Wind aus den Segeln, „lste Liebe“ hat einen smoothen Beat, Joy Denalane soult im Hintergrund, doch beschmachtet und beschrieben wird keine Frau, sondern die Heimatstadt Stuttgart. Der verlorene Sohn ist zurückgekehrt Und weiter geht’s mit seinem Liedermacher-HipHop. Im „King vom Prenzlauer Berg“ lästert Max als Beobachter seiner Berliner Zeit über die Neu-Berliner, die glauben, sie seien weiß Gott wie cooL Nicht ganz unwitzig. „Wie Du bist“ ist die obligatorische Schnulze, bei „Anna ’04“ und dem etwas bluesgerocktem „Du weißt (Bye Bye Baby)“, das an Selig erinnert, wird er zweimal mehr von seiner Vergangenheit eingeholt. Battlefield: alte Lieben. Jan Plewka schrieb den Text zum folkigen „Alter Weg“, der entspannte Raggae von Jerusalem“ dann ist ein politischen Statement zur Situation im Nahen Osten. Ist klar, darf nicht fehlen.

Eine Neu-Definition von deutschem HipHop ist diese Platte nicht, aber das soll sie auch gar nicht sein. Es ist eine Max-Herre-Platte geworden, wie man sie ungefähr erwartet hatte – mit einigen Überraschungen. Ein sehr gelungenes Comeback. Aber halt, es ist ja ein Debüt. Glückwunsch.

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