Maximilian Hecker – I’ll Be A Virgin, I’ll Be A Mountain

Natürlich war es ein Mädchen, das uns damals erst auf diesen romantischen Jungen und dann auf seine Musik aufmerksam machte. „Infinite Love Songs“ hieß das Album, das wir uns dem Mädchen zuliebe sogleich kauften und tatsächlich auch anhörten. Und nachdem wir uns an Maximilian Heckers Falsett gewöhnt hatten, fanden wir seine Platte sogar richtig gut.

Weil es schlecht um den Geschmack dieser Welt bestellt ist, würde uns das Mädchen heute wahrscheinlich stattdessen von James Blunt vorschwärmen. Dabei ist Maximilan Hecker auch fünf Jahre nach seinem Debüt immer noch ein großartiger Romantiker. Einer, der einen gleich zu Beginn seines vierten Albums „I’ll Be A Virgin, I’ll Be A Mountain“ sanft in kuscheligen Federbettakkorden versinken lässt, in dem Song „Snow White“ alten Träumen hinterhertrauert und einen mit einem Wiegenlied voll Wehmut und Weltschmerz einlullt.

Auch wenn auf dem Album einiges skizzenhaft bleibt („You Came To Me When I Was Born“), das bedächtig-gleichförmig die Akkorde abarbeitende Piano ein bisschen zu oft auftaucht und Hecker nicht immer weiß, wann romantische Motivik zum Klischee wird („The Saviour“), so hat das Album doch große Momente zu bieten: die fein arrangierte kammermusikalische Miniatur „Silly Lilly, Funny Bunny“ beispielsweise, auf die auch Burt Bacharach stolz wäre, die mit einem Waldhorn beginnt und als Streicherensemble endet.

Und dass Maximilian Hecker in letzter Zeit viel Bob Dylan gehört hat, tut seiner Musik gut. Bei „Messed-up Girl“ glaubt man sogar anfangs, es mit „A Hard Rains A-Gonna Fall“ zu tun zu haben. Für „Stammering Kisses“ hat er sich die Hammond-Orgel aus „Like A Rolling Stone“ besorgt. Und als er sich in der angerockten Ballade „Velvet Sun“ mal traut, aus dem Bauch heraus zu singen, zeigt sich, dass diesem sanften Jungen ein bisschen Extrovertiertheit ausgezeichnet steht.

Doch die meiste Zeit ist Hecker auf „I’ll BcA Virgin. I’ll Be A Mountain“ weiterhin der einsame Empfindsame, der sentimentale Lieder übers Leiden an der Liebe singt, der vom Streben nach Reinheit und Ewigkeit erzählt, von Erlösung und Menschwerdung träumt. Und noch immer kriegt er bestimmt jede Menge Liebesbriefe, auch wenn inzwischen einige seiner Fans zu James Blunt übergelaufen sind. Doch wer so etwas tut, hat einen wie Maximilan Hecker sowieso nicht verdient.

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