Mehmet Scholl – Vor dem Spiel ist nach dem Spiel 2 und Benjamin v. Stuckrad-Barre – Autodiscopraphie
Stuckrad-Barre wählt Phillip Boa, Manfred Krug, Pavement, Pet Shop Boys, Primal Scream, Ian Brown (Remix!), die Charlatans (ein frühes Stück). Scholl wählt Eels, Garbage, die Flaming Lips, Teenage Fanclub, Wir sind Helden, Cooper Temple Clause (B-Seite!) und auch die Charlatans (ein späteres Stück). Die zwei 20-Song-Mix-CDs treffen hier völlig zufällig aufeinander, obwohl Stuckrad und Scholl auch noch dieselbe Frisur gewählt haben und fast dieselbe Zielgruppe. Oasis sind übrigens nur bei einem der beiden dabei, und man sollte auf keinen Fall zu vorschnell raten, bei wem.
Also bei Scholl weil es bei Stuckrad zu erwarten gewesen wäre? Es stimmt zwar (Scholl hat „The Masterplan“), aber logisch ist auch das nicht. Solche Compilations werden nach überaus komplizierten Systemen aus Umkehrschlüssen und hypothetischen Vorgriffen auf zukünftige Cool/Uncool-Listen zusammengestellt – also hätte Stuckrad-Barre Oasis doch nehmen können, weil er weiß, dass ja alle glauben, er würde sie mit Fleiß weglassen. Ein zusätzliches Handicap war sein bekannter „Kassettenmädchen“-Text, in dem er eine Mixtape-Poetik formuliert hat, gegen die man ihm jetzt allerhand Verstöße nachweisen könnte. Nur einer: Bei einem Mädchen-Tape hätte „Sunday Morning“ von Velvet Underground unbedingt an die erste Stelle gehört, nicht an die fünfte. Die Spieluhr, kindisch und doch Todesglöckchen, ist als Einstieg unschlagbar.
Dann passt auch sonst alles, Scholl muss Fußballer sein, Stuckrad-Barre Schriftsteller und Ironiker, Scholl ist Oasis, Stuckrad ist Blur, und Reinhold Beckmann („Ich steh auf Rock“) ist Status Quo. Und weil beide Plattenfirmen nett sind, kommt man in den Himmel, wenn man beide CDs kauft.