Michael Heatley :: Die Lieder kennt man. Die Frauen, von denen sie handeln, nicht immer. Michael Heatley klärt auf.

Lola, Rita und Rikki

Das Mädchen aus dem Song

Boy meets girl, das ist natürlich die meisterzählte Geschichte in der Popmusik. Im Leben womöglich. Jedem fallen auf Anhieb etliche Lieder ein, in denen Frauennamen vorkommen, doch nicht immer kennt man den Hintergrund dazu.

Deshalb gibt es jetzt „Das Mädchen aus dem Song“. Michael Heatley hat 50 Stücke dafür ausgewählt – und nicht immer die offensichtlichsten: Bei Bruce Springsteen wäre „Thunder Road“ (Mary!) oder „Sandy“ vielleicht die klügere Wahl gewesen, eventuell auch „Bobby Jean“, aber das soll ja eine versteckte Liebeserklärung an Steve van Zandt sein. Heatley suchte sich „Brilliant Disguise“ aus, Springsteens Abgesang auf seine Ehe mit Julianne Phillips. Der Musikjournalist erzählt die Anekdoten, Mythen und Mysterien, die sich um manche Lyrics ranken, unterhaltsam nach. Natürlich wird wieder die Frage geklärt, ob die Stones mit „Angie“ die Frau von David Bowie meinten (nein), ob es Buddy Hollys „Peggy Sue“ wirklich gab (ja) und welche „Sweet Caroline“ Neil Diamond meinte (die Kennedy). Marianne Faithfull hat einen Auftritt als Muse der Hollies („Carrie Anne“), die putzigere der Arquette-Schwestern verhalf Toto zu einem Hit („Rosanna“), Billy Joels „Uptown Girl“ ist mal wieder im Badeanzug zu sehen (Model Christie Brinkley). Es geht um die Liebesgeschichten zwischen Paul Simon und Carrie Fisher („Hearts And Bones“), Lenny Kravitz und Lisa Bonet („It Ain’t Over ‚Til It’s Over“) oder Graham Nash und Joni Mitchell („Our House“). Und auch um eher unbekannte Schicksale: In „Beware Of Young Girls“ verarbeitete Dory Previn, dass Mia Farrow ihr den Ehemann weggeschnappt hatte. Bernie Taupin schrieb „Philadelphia Freedom“, nachdem ihm Elton John von der Tennisspielerin Billie Jean King vorgeschwärmt hatte.

Die Bilder dazu ziehen einen noch weiter in die Geschichten hinein, auch wenn hin und wieder zu viel allgemeine Historie erzählt wird und zu wenig zum Song. Bei „It Ain’t Me Babe“ etwa werden die Karrieren von Bob Dylan und Joan Baez im Schnelldurchlauf runtergebetet, und auch die „Info-Kästen“ zu den Künstlern sind recht banal. Die Schnurren um Lola und Lucy, Rita und Rikki könnte man dagegen immer wieder lesen. (Schwarzkopf & Schwarzkopf, 14,95 Euro)

von Nicola Bardola

Kurz vor dem 70. Geburtstag John Lennons eine weitere Biografie. Vielleicht nicht unbedingt nötig? Aber Nicola Bardola versucht zumindest einen neuen Ansatz, wenngleich die Ausflüge zu Nebenschauplätzen (wie „Lennonisten im Internet“) nur die altbekannte Geschichte etwas bereichern. Die erzählt der Journalist sehr seriös, manchmal fast zu kleinlich, was vielleicht auch an der überstrapazierten Präsens-Form liegt. Und hin und wieder trägt ihn die Begeisterung dann doch weg. Mit Stammbaum, Werdegang, Biblio- und Discografie. (Römerhof, 29 euro)

von Gary Calamar und Phil Gallo (

Im Vorwort erinnert sich Peter Buck liebevoll daran, wie er einst bei „Wuxtry Records“ einem komischen Kerl namens Michael Stipe begegnete. Dann grasen Gary Calamar und Phil Gallo die schönsten Plattenläden ab, die in den USA zu finden sind, und erinnern auch an die längst dichtgemachten. Der Untertitel „From Vinyl To Digital And Back Again“ ist vielleicht zu optimistisch, doch am Ende stellt sich auf jeden Fall ein Gefühl ein, das nicht rein nostalgisch ist. Zwischen Amoeba und Other Music gibt es noch Hoffnung. (Sterling Pub, ca. 17 euro)

von Frank M. Bierl

Die Geschichte der Rockmusik anhand von Konzertkarten – eine originelle Idee, die dem Autor wohl beim Hüten seiner 2700 Tickets kam. Ob The Doors in Frankfurt 1968, „The Wall“ 1981 oder Guns N’Roses zehn Jahre später: Der Anblick der kleinen Kunstwerke macht einen doch ein wenig traurig. „Damals“ waren Tickets eben noch, wie Fritz Rau im Vorwort schreibt, „mehr als ein Stück Papier oder eine Zutrittsberechtigung“. (Palmyra, 29.90 euro)

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