Mickey Newbury – The Complete Recordings… Plus :: Raven
His voice was so mournful I that even his happier songs sounded sad.“ Könnte auf Townes Van Zandt zutreffen. Oder Scott Walker. Behauptet die „Guinness Encydopedia of Populär Music“ aber in ihrem Eintrag zu Mickey Newbury über denselben und trifft damit genau auf den Punkt. Er sollte seinen Freund Townes um Jahre überleben. Beide hatten im selben Jahr ihr Debüt-Album veröffentlicht. Auf die Idee, dass sie für „Harlequin Melodies“ zwei Songs gemeinsam geschrieben hatten, käme aber kaum jemand. Das würde man eher bei einem wunderbaren Country-Heuler wie „She Even Woke Me Up To Say Goodbye“ vermuten, ein großer Hit für Jerry Lee Lewis.
Apropos Hits: Die hatten meistens andere mit Newbury-Kompositionen, die der seit 1964 brav bei seinem Verleger Wesley Rose ablieferte: Roy Orbison, Don Gibson, Kenny Rogers mit der First Edition, Tammy Wynette und dann Elvis mit seinem pathetisch-bombastischen Verständnis von „An American Trilogy“. Zu seinen großen Bewunderern zählten auch Johnny Cash und Kris Kristofferson.
Derselbe Steve Sholes, der den RCA-Deal mit Elvis unter Dach und Fach gebracht hatte, nahm auch Newbury unter Vertrag. Ob der wiederum gut beraten war, als er seine Geschicke als Platten-Debütant in die Hände von Feiton Jarvis legte, ist rückblickend zweifelhafter denn je. Jarvis verpasste manchen Songs unangemessen süßliche, anderen wie dem First Edition-Hit Just Dropped In“ mit Sitar und anderem neumodischem Instrumentarium auch unpassende Arrangements. Die Platte wurde ein Flop und verkaufte sich auch nicht viel besser, als RCA sie vier Jahre später – „An American Trilogy“ war mittlerweile zu einem Höhepunkt bei Elvis-Auftritten geworden – unter dem Titel „Mickey Newbury Sines His Own“
gleich noch einmal veröffentlichte.
Ein Jahr nach Newburys Tod kommt die „Camden Deluxe“-Edition (BMG, 3,5) mit ganz vorzüglichen Liner Notes. Dumm gelauten nur: Die praktisch parallel herausgebrachte Ausgabe des australischen Oldies-Spezialisten Raven Records bietet merkwürdigerweise nicht nur ein Outtake mehr, die RCA-Sessions komplett, sondern die alle auch noch in der hörbar klar besseren Oberspielqualität.‘ Und als Zugabe sieben Aufnahmen vom 1985er Album „Sweet Memories“, darunter ganz famose neue, sprich seine eigenen „Rerecordings“ von „The Future’s Not What It Used To Be“, seine Ode an die Geburtsstadt „If I Ever Get To Houston“, von der „American Trilogy“ (wunderbar zurückgenommen im Gospel-Pathos) und – vielleicht die beste von allen überhaupt „She Even Woke Me Up To Say Goodbye“.