Mink DeVille – Live At Montreux 1982 :: Strizzi aus Storyville
Heute wäre das gar nicht mehr denkbar: dass eine Band binnen fünf Jahren vier Alben herausbringt, in den USA und in Europa reüssiert und in Clubs von gesunder Größe (1000 Zuhörer vielleicht) auftritt. Heute wäre die Band entweder bereits gescheitert oder hätte – im Erfolgsfalle – gerade das zweite Album veröffentlicht, das „schwierige“. Bei Mink DeVille war das schwierige zweite Album „Return to Magenta“ (1978), dann folgten „Le Chat Bleu“ und das fast ebenso furiose „Coup De Grace“. 1982 gingen Mink DeVille auf Tournee; es gab damals kaum eine schärfere, präzisere, coolere Band als diese New Yorker Stilisten, die freilich schon damals altmodisch wirkten: als wären die Angeber, die Luden und Strizzis aus Martin Scorseses „Mean Streets“ auf Ausgang, ausgerechnet in Montreux.
Das Konzert wurde vor ein paar Jahren schon einmal auf DVD veröffentlicht; es ist wohl das einzige Dokument, das Willy DeVille vor seinen Solo-Jahren zeigt, vor New Orleans, vor dem romantischen Pomp, den Balladen, dem Mexikanischen, Cajun und Zydeco. Das begann erst auf „Where Angels Fear To Tread“, ein Jahr später, mit Stücken wie „Demaciado Corazon“.
In Montreux spielten die fünf Musiker lupenreinen Rhythm’n’Blues, der stellenweise als Rock’n’Roll der Fünfziger auftrat. Der seltsame Bühnenaufbau evoziert einen Ozeandampfer oder ein Ausflugsschiff, die Beleuchtung ist grell, was merkwürdig ablenkt von den Dramen des wilden Lebens, die DeVille so gurgelnd, verknarzt und lasziv vorträgt. Ich bevorzuge die beigelegte CD-Fassung des Konzerts, bei der man jede Nuance des wunderbaren Spiels der Band Mink DeVille hören kann. Damals gab es wenig Aufregenderes. Und, machen wir uns nichts vor: heute auch nicht.