Minor Maiority – Up For You & I

Lasst uns nicht vom Mainstream der Minderheiten reden, nicht von den kleinen Dingen, die manchmal sehr groß sein können, wie wir ohnehin alle längst wissen. Minor Majority kommen aus Oslo, doch in ihrer Musik steckt eine Selbstverständlichkeit und handwerkliche Gelassenheit, die man eher bei den großen amerikanischen Songschmieden findet. Die elf Stücke dieses dritten Albums entstanden im Hochsommer. Es muss brütend heiß gewesen sein, und in der kleinen Hütte nahe der schwedischen Grenze, wo „Up For You And I“ aufgenommen wurde, floss der Alkohol in Strömen. Doch seltsamerweise ist hier nichts von der schwitzigen Atmosphäre einer Musiker-Sause zu hören. Kein besoffenes Keep-On-Rocking-Geschrammel, kein gutgelauntes Schwärmen und Jauchzen. Stattdessen: magische Melancholie. In „(In That) Premature Way“ hören wir das schönste Gitarrensolo, das Mark Knopfler nie gespielt hat. Keine eitle Schleimspur, die sich an einer banalen Melodie entlang hangelt, eher eine nachdenkliche Reflektion über ein verlorenes Paradies.

In Norwegen, das verrät uns das Info, sind Minor Majority eine ausgesprochen populäre Band. Letzten Sommer bekamen sie sogar eine Goldene Schallplatte verliehen, Überbringer war der bewunderte Jugendheld Evan Dando. Im Vergleich zu den ebenfalls eher leisen statt lauten Landsmännern Kings Of Convenience klingt das 2000 gegründete Quintett jedoch deutlich erwachsener. In ihrer unsicheren Suche erinnern die Lieder des Songwriters Pal Angelskar an Leonard Cohen oder Will Oldham. Lieder zum Darin-versinken. Man stelle sich einen Wagen vor, der durch eine verschneite Landschaft fahrt. Es regnet, und überall haben sich Eiskristalle festgesetzt, die Fenster sind beschlagen, am Horizont verschmelzen Himmel und Erde zu einem milchigen Brei.

Schaut man lange genug hin, dann formen sich die grauschwarzen Konturen dort draußen zu Bäumen und Häusern. Der Rhythmus der Schlaglöcher, über die unser Auto fährt, wird zu einem dezenten Gitarrenbeat. Die schweifenden Gedanken verbünden sich mit Angelskars wunderbar müdem Gesang, und plötzlich stecken wir in diesen Liedern fest Die Sehnsucht der Mundharmonika wird unsere eigene, jeder Regentropfen ein Ton auf dem Piano.

Es muss gar nicht immer um Mehrheiten gehen, in der Kunst ist es der Einzelne, der zählt. Minor Majority holen uns in ihr kleines Holzboot, und 40 Minuten lang möchte man nirgendwo anders sein.

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