Miranda Lee Richards – Light Of X
Auf einmal ist sie einem ganz nah, erzählt von der Suche nach den Spuren der besseren Zeiten, von Briefen, die man für immer aufbewahren wird, vom Festhalten an Dinge, die längst zerbrochen sind, und von Sandkörnern, die auf einmal unendlich wertvoll erscheinen. Erst begleitet sie nur ein zögerliches Fingerpicking, dann eine Streichquartett. Man möchte Miranda Lee Richards anflehen, einem mehr solche Kostbarkeiten wie „Hidden Treasure“ zu schenken – dieses kunstvoll komponierte und filigran arrangierte Kammerpop-Meisterwerk, das zeigt, was die Frau aus Kalifornien kann.
Doch die meisten Songs auf „Light Of X“ halten nicht, was das mitten auf dem Album auftauchende „Hidden Treasure“ verspricht, verlieren sich stattdessen in Sanftheit, Wehmut und Impressionistischem. „Pixie Fairy Dust Chick Music“ nennt das Courtney Taylor-Taylor. Miranda Lee Richards selbst bevorzugt die Bezeichnung „Psychedelic Chamber Folk Rock“ für die Songs auf der Platte. Doch der Dandy Warhols-Mann kommt der Sache näher. Zu viele Unscharfen, zu viel herbstliches Gegenlicht verirrt sich auf den Nachfolger von „The Herethereafter“, Richards Debüt, das vor acht Jahren erschien.
Während der eröffnende Song „Breathless“ mit seiner hübschen Klaviermelodie noch zu den besten Nummern auf „Light Of X“ gehört, säuselt sich Miranda Lee Richards etwas zu elfenhaft, zu ätherisch durch „Life Boat“. „Savorin‘ Your Smile“ und „Early November“ klingen wie Sheryl Crow auf Watte. Das mit melancholischen Klavierkadenzen verzierte „Hideaway“ kommt einem wie ein nicht zu Ende gedachtes Coldplay-Stück vor.
Und unter der verschleierten Ästhetik offenbart sich dann doch immer wieder nur Belangloses. Ob Miranda Lee Richards in „Last Days Of Summer“ selbstvergessen die fallenden Blätter und die Gärtner, die Bänke vom Laub befreien, beobachtet und mit sanfter Stimme verrät, dass der Wind gerne mal die Richtung wechselt, oder ob sie in „Pictures Of You“ das Geheimnis der Liebe erklärt: „Love is an ocean/ That’s bigger and wider than you’ll ever know.“ (NETTWERK/Soulfood)