Monaco – Music For Pleasure

Hooky eröffnet die Strandsaison! Als wäre in Manchesters Hacienda die Zeit stehengeblieben, als hieße das Zauberwort zur Zeit „Balearic Beats“ und als würden Remixes von Beloveds „The Sun Rising“ aus jeder Eisbude zu uns herüberflirren – so bollern die ersten drei Songs auf dem Debüt von Monaco los, dem neuen Zweimannbetrieb von Peter Hook, dem einzig wahren Coolen der New Order-Interessengemeinschaft, dem Mann mit dem Baß in luftig-lässiger Kniehöhe.

1997 befindet sich in weiter Ferne. „Sweet Lips“, die zweite Auskopplung, ist zum Beispiel so eine Sommerpostkarte aus vergangenen Tagen – mit schönen Grüßen von D:Ream, Inner City und Shalamar. Darf als späte Fortsetzung von „Mr. Disco“ vom New Order-Album „Technique“ angesehen werden. Die Worte dazu sind nicht gerade „lager-lager“-mäßig, denn der Insel-Affe an sich pessimistelt.

Das kennt man ja von New Order: Während die Musik upliftenderweise den schwarzen Wolkenhimmel aufriß, grummelte Sänger Bernard Sumner, ob denn je Seelenfrieden möglich sei. Das macht hier aber nicht soviel – Zeilen wie „You’ve taken my life away“ (aus „What Do You Want From Me?“) lassen sich auf Ibiza auch im Gedenken an den daheimgebliebenen Noch-Schatz wunderbar johlen. Teil eins von „Music For Pleasure“ also gelungen – Sonnenbrand-und-Dosenbier-Disco für nette alte Säcke.

Hooky, selbst ein sympathischer, junggebliebener alter Sack, der sich von seinem neuen 26jährigen Partner zur Arbeit peitschen läßt („Eigentlich ist Pottsy die Vaterfigur!“), hat dann leider die Kurve nicht ganz erwischt. Nach den Hits ist die Strand-Saison abrupt beendet – Eisbudenbesitzer tragen Trauer, und Hookys Baß beginnt zu wimmern. Hook und Potts irren orientierungslos durch die Nacht. JBuzz Gum“, die mutmaßlich vierte Single, und „Blue“, erinnern an die Charlatans, die man nun wirklich nicht unbedingt kopieren muß. Dann wird es getragen wie bei Enigma, und die Monegassen verfransen sich hernach in melancholischen Songs, die es bei New Order mit Müh‘ und Not auf eine B-Seite geschafft hätten. „Sedona“, ein düsteres Instrumental, das Hooky für den besten Track seit „Atmosphere“ von Joy Division hält (leider eine Mindermeinung!), beendet dieses Album. Wer erinnert sich jetzt noch an den furiosen Auftakt?

Natürlich ist „Music For Pleasure“ kein Fiasko wie seinerzeit Hookys Versuch mit Revenge, als er es seinen Kollegen und Kritikern zeigen wollte, ohne vorher nachzudenken (und alle kauften die Platte nur wegen der Lederbraut auf dem Cover). Aber vielleicht sollte es Hooky beim nächsten Mal einfach mit Dancefloor pur versuchen. Schließlich ist er ja irgendwie auch nicht schuldlos daran, daß heutzutage im grauen England überhaupt getanzt wird!

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