Monterey :: Das deutsche Frauen-Trio peppt seine kunstvolle Monotonie auf

Die Heiterkeit sind manchmal sogar lustig. Auf ihrem zweiten Album mit einem Cover, das Mustangs in der Prärie zeigt, findet sich der Song „Die ganzen müden Pferde“. Ein subtiler Verweis auf Bob Dylans „All The Tired Horses“. Ausgerechnet diesen skurrilen Song von „Self Portrait“ hat sich das Hamburg-Berlin-Leipziger Trio als historische Referenz ausgesucht. Im Original wiederholt ein Wildwest-Frauenchor eine einzige Textzeile. Sängerin Stella Sommer macht in ihrer deutschsprachigen Interpretation ein wunderlich lethargisches Schlaflied daraus. Bassistin Rabea Erradi lässt schleppend ihren Bass grummeln, und dazu tickt schlaff das Schlagzeug von Neuzugang Anna-Leena Lutz.

Schwarzer Humor in Zeitlupe, der dem Hörer einiges abverlangt. Schließlich stellte sich nach dem Debüt „Herz aus Gold“ und den Konzerten die Frage, wie Die Heiterkeit ihr Konzept der matten Kargheit weiterführen können. Schließlich sollte ihre „Factory“ (so der Titel des Auftaktsongs) nicht in Einöde erstarren. Gemeinsam mit Produzent Moses Schneider haben sie einen Weg gefunden, mit minimalen Mitteln eine Prise Swing in die kunstvolle Monotonie zu bringen. So lodert im Abschluss-Track „Pauken und Trompeten“ mit seinen sphärischen Hintergrundsounds das romantische Feuer eines Liebesliedes. Auch der „Junge mit dem goldenen Haar“ im Song „Auge“ marschiert vergleichsweise zackig voran, was an die Manchester-Klangschule von Durutti Column bis Joy Division erinnert.

Eine vorsichtige Öffnung, bei der sich niemand verbiegen musste. Und natürlich singt Stella Sommer mit tiefem Organ weiterhin wie eine Eisprinzessin. Doch das vage Unwohlsein, das Texte und Musik vermitteln, wird auf „Monterey“ immer wieder aufgebrochen. Es klingt, als würden sie eine langsame Explosion vorbereiten. Ob es jemals dazu kommen wird, bleibt ungewiss. (Staatsakt) RALF NIEMCZYK

Rosanne Cash

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