Motorpsycho – Black Hole/Blank Canvas

Das klingt, als wenn jemand ganz schnell wegläuft vor irgendwas. Und eigentlich ist es das Gegenteil. Motorpsycho sind zum Duo geschrumpft. Schlagzeuger Kjelt stieg aus, im Studio spielte Basser Bent Schlagzeug – und es dauert durchschnittlich zwei Sekunden pro Track, bis man das vergißt. Für ihre inflationären Verhältnisse machten Motorpsycho auch ungewohnt lange Pause. Und rasen nun doppelt so schnell durch ein Doppelalbum. 17 Stücke – das epischste Werk seit den Mammutsongs auf „Trust Us“ und doch so völlig anders. Auf „Black Hole/Blank Canvas“ spielt eine nackte Band um ihr Leben; und schafft Rocksongs, die – bis auf ein paar Finessen – direkt von Herz zu Herz fliegen. Vergiß Streicher und Bläser! Friß Gitarre! Baß, Gesang und Schlagzeug!

Motorpsychos neue ist eine Gitarrenplatte, die nicht denkt, die nicht versucht, die nicht einmal würdig anfängt, aber umso passender endet: „Through the river, down the hole/ Lose your way but find your soul / There’s nothing too profound behind these words“, lautet der Epilog. Jeder Song beginnt logisch, aber viele nehmen völlig unlogische Wendungen. Wie etwa „Kill Devil Hills“, dessen eigene Keyboardflächen ihn am Ende regelrecht ausbremsen. Funken auf der Straße sprüht. „I’m never quite as brilliant as I am when I am dumb“, schreit der Eröffnungssong „No Evil“ programmatisch. Von Verlust getrieben und grundlegend beklemmend, immer wieder entgleisend weil leidenschaftlich („Hyena“), rasend und schon wieder anders – Motorpsvcho bleiben ein Chamäleon, das jede Platte unter anderem Namen veröffentlichen sollte, um jedes Mal zum Newcomer des Jahres gekürt zu werden.

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