Motorpsycho – Heavy Metal Fruit

Diese sei die härteste Platte, die Motorpsycho seit 15 Jahren aufgenommen haben, sagt Bent Saether. Als ginge es bei ihnen sonst zimperlich zu! Bereits im letzten Sommer eingespielt, gehört das 15. Studiowerk der Norweger also noch ins Jubiläumsjahr 2009 und verlängert die Geburtstagsplatte „Child Of The Future“. Wieso auch nicht – 20 Jahre sind ein guter Grund für ausgedehnte Feierlichkeiten.

Die angekündigte Heavyness lösen Motorpsycho schon beim Opener „Starhammer“ ein, einem zwölf Minuten lang dräuenden Riff-Monster. Tony Iommi steht Pate, speckige Mellotrons quälen sich aus dem Playback. In der Mitte wird das Lied still, über einem Stakkato-Riff entwickelt sich eine psychedelische Improvisation, Gitarrist Snah spielt klassisch versunken wie Ritchie Blackmore auf „Made In Japan“, bis das Lied jazzige Texturen entwickelt. Plötzlich klingen Motorpsycho wie Phish.

Song No. 2, „X-3 (Knuckleheads In Space)“, gibt der Herkunft der Band die Ehre – mit einem treibenden Riff, das weder MC5 noch die frühen Grand Funk Railroad verschmäht hätten. Das Garage-Rock-Revival konnten Motorpsycho schon zu einer Zeit, als in Detroit noch erfolgreich Autos gebaut wurden. Auch hier wird in der Mitte alles anders; Zwischen den Minuten vier und acht schwillt ein kakophonischer, mit Jazz-Trompete abstrahierter Jam.

Dann sind Pink Floyd dran: „The Bomb-Proof Roll And Beyond (For Arnie Hassle)“ evoziert deren Bass-Studie „One Of These Days“, obendrein wird floydianisch gesungen. In der Mitte, richtig, eine Improvisation.

Nach einer Ballade (!) und einem Stoner-Rock-Intermezzo dann die Vollbedienung: Das abschließende „Gullible’s Travails“ ist ein 20 Minuten langes, viermal geteiltes Werk. Motorpsycho drosseln den Schweinerock, probieren Prog und epische Formen und laufen zur Höchstform auf. Hier wie auf dem Werk insgesamt sind auch die freien Teile gut organisiert, weshalb man gerne zuhört – Motorpsycho haben sich über die Jahre eine Souveränität im Umgang mit Sounds, Riffs und Zusammenspiel erarbeitet, die die meisten anderen Epigonen blass aussehen lässt. Glückwunsch noch mal! So wird’s was mit der dritten Dekade.

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