Musikbücher von Birgit Fuß
„Robbie Williams – Angels & Demons“
(Rockbuch, 24,90Euro)von Paul Scott hat bereits sehr erfolgreich Kapital geschlagen aus der immer wieder aufregenden Achterbahn-Karriere von unser aller Lieblings-Ex-Boygroup-Mitglied; es kam sofort in alle Bestseller-Listen. Dabei ist die natürlich inoffizielle Biografie gar nicht besonders erhellend, auch noch schlecht übersetzt und – gerade im Vergleich zum oft anrührenden, auf jeden Fall realistischeren Porträt „Nobody Someday“ – am Ende ziemlich unbefriedigend. Die Stationen werden erwartungsgemäß abgehakt, die Details kennt inzwischen jeder – schwierige Kindheit, Casting und Aufnahme bei Take That, Ausstieg, Abstieg, Aufstieg. Life thru a lens, in diesem Fall leider unscharf. 2,0
„NDW – Die neue deutsche Welle“
(Schwarzkopf & Schwarzkopf, 29,90 Euro) von Didi Zill ist ein Fotoband, der keine Peinlichkeit auslässt und dieNDW-Ära so tatsächlich wahrheitsgemäß abbildet. Stirn- und Schweißbänder, Streifen-Hosen, Neonfarben, Tüll und Tinnef: 285 Fotografien berichten von einer Zeit, die einem inzwischen erstaunlich fremd vorkommt, obwohl Nena immer noch nicht still ist und niemand jemals Nina Hagen vergessen könnte. Aber dass Udo Lindenberg einst keinen Hut trug. Dass Falco mal cool war. Dass irgendwer Markus und Frl. Menke mochte. Ausführliche Kommentare zu den Bands und Musikern – sogar zu Flitzpiepen wie Ixi – beweisen, wie ernst das Thema hier genommen wird. Und im Vorwort wird natürlich der Faden weitergesponnen zu den Epigonen, zu Mia und Wir sind Helden. Aber wie dröge sehen die im direkten Vergleich aus! Oder auch: wie gut. 3,5
„Grave Digger“
(Hannibal, 19,90 Euro) von Chris Boltendahl und Holger Koch nennt sich „Die definitive Biografie“ – und wer Boltendahl kennt, weiß, dass der keine leeren Versprechen macht. Der selbst ernannte „Metal-Gott“ beschreibt den harten Weg vom Betriebsschlosser zum Rockstar – nicht ohne die nötige Ironie und Selbstkritik. Da steht schon mal unter einem recht unvorteilhaften Foto der lakonische Kommentar: „aufgedunsen und besoffen“, und auch sonst schonen sich die Headbanger nicht. Die Gladbecker Version von „The Dirt“ wurde trotzdem nicht daraus, dazu fehlen einfach die Horrorgeschichten – für die Band ein Glück. 3,0
„Brian Wilson & The Beach Boys – How Deep Is The Ocean?“
(Omnibus,ca. 12Euro) von Paul Williams wurde gerade neu aufgelegt und ist immer noch ein Klassiker, der einem über Williams, den Gründer von „Crawdaddy“, fast ebenso viel verrät wie über seinen großen Helden Wilson. Williams versucht gar nicht, Distanz zu wahren. Er besucht Wilson zu Hause – 1966 sitzt er noch benebelt mit ihm in einem Zelt im Wohnzimmer, ’95 geht es zivilisierter, aber gesprächstechnisch zähflüssiger zu. Herrlich auch Williams‘ Essays über Alben und Singles und die minutiöse Abschrift der Unterhaltung, die er 1967 mit David Anderle über das so geliebte, aber leider nicht veröffentlichte Album „Smile“ führte. Am Ende entschuldigt er sich fast für die verloren geglaubte Kreativität Wilsons und fragt den Leser schon leicht genervt: „Even the Beatles only lasted seven years, so why do you keep asking Brian what he’s done for us lately?“ Die nächste Neuauflage braucht dann aber auch ein neues Kapitel. Williams‘ Einschätzung zur letzten Tournee des Genies möchte man doch gern lesen. 4,5
„Popstar in 100 Tagen“
(Schwarzkopf & Schwarzkopf, 12,90Euro) von Christian Hentschel soll ein augenzwinkernder Karriere-Berater für angehende Profi-Musiker sein. Die „Tipps & Facts aus dem Musikbusiness“ sollte man als Möchtegern-Superstar aber nicht allzu ernst nehmen. Es gibt zwar Dutzende nützliche Adressen (Plattenfirmen, CD-Hersteller, Vertriebe etc.) und etliche interessante Interviews mit Managern, Promotern und Verlegern, aber manche der 100 Kapitel sind doch eher lustige Kritik am Gewerbe – zum Beispiel „Heute erfahre ich, was im Plattenvertrag noch so stehen sollte (87. Tag)“ mit dem legendären Tipp „Vorsicht ist besser als Nachsicht“. Wer hätte das gedacht! 2,5
„Jimi Hendrix in eigenen Worten“
(Palmyra, 14,90Euro)von Tony Brown ist die übliche Sammlung von aus dem Kontext gerissenen Zitaten – in diesem Fall besonders quälend, weil Hendrix‘ Genuschel auch noch ulkig übersetzt ist und es nur so wimmeltvon „verstehste“ und „da steh ich drauf“. Dazwischen so sensationelle Aussagen wie zum „Electric Ladyland“-Cover. „Einfach nur totale Kacke“. Oder zu Politik: „Ist mir alles schnurz, solang nur nicht die Atombombe fällt, bevor ich Gelegenheit hatte, genug Kohle zu machen.“ 1,5