Mutemath – Mutemath

Ein unangenehmes Gerangel muss das gewesen sein, als Mutemath sich mit Warner Music in den USA über die Veröffentlichung ihres Debüts in die Haare kriegten. Ein paar neue Funktionäre wollten Sänger/ Keyboarder Paul Meany auf seine erste Karriere in der contemporary gospel scene festlegen – eins und eins ergibt zwei, und also sollten Mutemath doch bitteschön an die vorhandenen Erfolge anknüpfen.

Doch Meany und seine Kollegen hatten anderes im Sinn und wehrten sich gerichtlich gegen eine Veröffentlichung, weil ihnen das Marketing gegen den Strich ging. Am Ende waren sie fröhlich ihren Deal los und machten ihre Platte im Alleingang fertig, die in den USA jetzt schon seit mehr als einem Jahr zu haben ist.

Auf die Veröffentlichung folgten etwa 150 Shows, bei denen Mutemath ihren halsbrecherischen Mix zwischen den alten Police und Radiohead mit ekstatischen Trommel-Einlagen krönen, die mittlerweile ein bisschen legendär sind und einem übrigens wirklich den Atem rauben. Warner sind jetzt wieder im Boot, weil Mutemath bei den Konzerten und über MySpace erstaunliche Mengen an Alben absetzen und also schließlich diktieren konnten, wie sie zu

Markte getragen werden – und wie nicht.

Die Platte zur Show ist voll von schwirrenden Sounds aus ätherischen Gitarren und tausend analogen Synthesizern, die den modern gewendeten 8oer-Gitarren-Pop/Prog-Rock in ein tiefes Klangmeer tauchen. Obenauf schwimmen Mutemath mit gut komponierten, wild energetischen Songs, die nicht im Leid versinken, sondern rauswollen mit ihrem Leben, koste es, was es wolle. Ein großartiges Riff bei „Typical“, eine Art analoger Breakbeat bei „Chaos“, der klare Police-Verweis bei „Noticed“, das sakral ausufernde, an Radiohead, die Secret Machines und South erinnernde Doppellied „Stare At The Sun“/ „Obsolete“ – die instrumentale Kreativität von Mutemath ist immer beeindruckend, beizeiten umwerfend.

Ob jemand zuhören wird? Die Signale sind nicht ganz zeitgemäß, der Gestus nicht im Trend. Konzerte müssen her! Und möglichst viele Menschen, die hingehen.