My Vitriol – Finelines

Wieder mal London. Vier, wir ahnen es bereits, junge Leute, in Britannien aufgrund einer Handvoll wirklich gelungener EPs respektive Singles schon in aller Munde, präsentieren wie einst Embrace ihr Debüt. Wie mag die Musik einer Gruppe klingen, die Gehässigkeit gleich im Bandnamen mitliefert? Deren Songtitel „The Gentle Art Of Choking“, „Ode To The Red Queen“ und „Cemented Shoes“ lauten? Die Plattenfirma wähnt das Quartett irgendwo im weiten Feld zwischen Nirvana und den Smashing Pumpkins. Nirvana? Nie im Leben!

Corgan schon eher, doch wer My Vitriol auch nur ein paar Minuten zuhört, der kann, ja muss unweigerlich an Placebo und somit auch gleich an Sonic Youth denken. Vielleicht auch an den tragischen Greg Dulli. Die Gitarrenarbeit auf „Finelines“, manchmal brachial, immer Breitwand, immer atmosphärisch, selten balladesk, lässt gar keine andere Vermutung zu. Die teenage angst, die Sänger Som Wardener und der Rest kanalisieren, wirkt dabei weder aufgesetzt noch albern, vielmehr sind My Vitriol so was wie das missing link zwischen Brit-Pop und dem amerikanischen, treibenden

Indie-Rock. Wo der manchmal bärtige, nicht selten die Haarfarbe wechselnde Muse-Stöpsel Matthew Bellamy oft etwas überkandidelt wirkt, schenkt man Wardeners sich zuweilen überschlagendem Organ sofort Glauben.

Wenn der Mann nicht gerade Texte verfasst, singt er „Tm falling apart“ oder „I’m falling at your feet“ und schreibt schillernde Gassenhauer wie „Always Your Way“ oder „Infantile“, große Hits und auch große Mädchenmusik, wie Brian Molko sie seit Jahren aus den Ärmeln zaubert. My Vitriol: aufgepasst!

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