Mystery Jets – Twenty One :: Popvariationen zum Thema „Erwachsenwerden ist doof“
Das putzige Spielzeugklavier scheppert, das Cello jammert, und Blaine Harrison bittet darum, nie älter werden zu müssen: „Please don’t turn me into a man/ Cos I don’t want to see my skin fold/ Oh please won’t you keep me as I am/ Oh people look so lonely when they’re old“, fleht er in „Umbrellahead“.
Mit 21 ist Schluss mit lustig. Das behaupten jedenfalls die Mystery Jets und setzen auf „Twenty One“ dem Lebensabschnitt, in dem es langsam Zeit wird, erwachsen zu werden, ein Denkmal. Und weil es nicht leicht ist, sich vom jugendlichen Leichtsinn zu verabschieden, verkleidet sich die Band erst mal als die Klaxons und rennt bei „Hideaway“ mit Sirenengeheul abwechselnd mit einem Heavyriff und einem Synthie-Bass um die Wette. Zärtlich-verzweifelt geht es dagegen bei „Young Love“ zu, bei dem Harrison im Duett mit Laura Marling verrät, wie man eine Lovestory verpatzen kann, wenn man die Telefonnummer des Mädchens, mit dem man eine Nacht verbracht hat, nur auf die Hand geschrieben hat, und dann vom Regen überrascht wird.
Fast alle Songs des Album haben etwas Getriebenes, erzählen davon, wie schwierig es mit 2i ist, die Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Verspieltheit Zu halten: Das unentschlossene „Half In Love With Elisabeth“ genauso wie „Veiled In Grey“, das in seiner Melancholie von einer störrischen Rhythmusfigur durcheinandergeschüttelt wird, oder das sehnsüchtig-poppige „Two Doors Down“, bei dem die Mysteryjets in der 8oer-Klamottenkiste wühlen und bei ABC und dem Frühwerk von Whitney Houston fündig werden.
Von Sie-liebt-mich-sie-liebt-mich-nicht-Spielchen („Hand Me Down“) und dem Schmerz der Trennung („Flakes“) erzählen die Mysteryjets auf „Twenty One“, bevor sie im mitreißenden „Behind The Bunhouse“ (diesmal als die Decemberists verkleidet) allmählich verzweifeln. Und so sind die Sirenen verstummt, als Blaine Harrison im von einem verstörten Piano zusammengehaltenen hidden track in die Zukunft schaut, erkennt, dass selbst „Love Will Tear Us Apart“ die Schmerzen nicht lindern kann und resigniert: „And the last time you counted you were 23/ But you still don’t know who you want to be.“