Mystic River von Clint Eastwood :: (Start 27.11.)

Dunkel und kalt glänzt das Wasser, über das die Kamera auf das Hafenviertel von Bosten zugleitet wie ein Dämon, der sich aus den Untiefen erhoben hat. Hier, am Ufer des Mystic River, sind die Jugendfreunde Jimmy, Sean und Dave aufgewachsen, haben sie gemeinsam Hockey auf der Straße gespielt und ihre Namen in frischen Zement geschrieben. Fast 30Jahre später kann man sie dort noch immer lesen. Der Name von Dave jedoch, der an letzter Stelle steht, ist unvollständig. Plötzlich tauchten zwei Männer in einem schwarzen Wagen auf, gaben sich als Polizisten aus, nahmen Dave mit. Vier Tage wurde er in einem Keller missbraucht.

Warum Dave? Zufall, ein unglücklicher Umstand. Es hätte ebenso Jimmy oder Sean treffen können. Das Bild, wie Dave im Fond des Autos zurückschaute und sein Gesicht immer kleiner wurde, haben sie nie vergessen. Heute schlurft Dave (Tim Robbins) dahin wie ein Gespenst, in sich gekehrt, mit stumpfem Blick. Man sehe sich gelegentlich, sagt Sean (Kevin Bacon), der Polizist geworden ist, zu seinem Partner Powers (Laurence Fishburne), als sie einen Mädchenmord untersuchen. Das Opfer ist Katie, die 19jährige Tochter von Jimmy (Sean Penn). Warum Katie?

Ihr Tod führt die drei einstigen Freunde noch mal zusammen. So wird die Ermittlung auch zur Gegenüberstellung mit der gemeinsamen Vergangenheit. Was wäre wenn? Erst im nachinein scheint alles klar. Das Schicksal aber hat seine eigene Logik. Es schlägt zu, wie und wann es will Es kann gut oder schiefgehen. Das ist Katies Freund, den Jimmy nicht leiden kann, weil er schon dessen Vater nicht mochte. Der verschwand an jenem Tag, als Jimmy nach zwei Jahren wegen Raubüberfalls aus dem Knast kam. Da ist die Kugel, mit der Katie erschossen wurde. Sie stammt aus einer Pistole, die Vorjahre bei einem Überfall benutzt worden war. Und dann ist da Dave. Er hat Katie noch gesehen, nachts in einer Kneipe. Zur Tatzeit kam Dave voller Blut und mit einer verletzten Hand nach Hause. Seine Frau Celeste (Marcia Gay Harden) ist so verstört, dass sie schließlich zu Jimmy geht.

Brian Helgeland, auch Drehbuchautor von „L. A. Confidential“, hat brilliant einen Roman von Dennis Lehane adaptiert. Obwohl „Mystic River“ den Thriller-Plot stringent und spannend verfolgt, wird er vom Drama, der Trauer, Schuld, dem Verhängnis geprägt, wofür Eastwood einfache wie symbolische Ohnmachtsbilder gefunden hat Penns Zorn und Schmerz sowie Robbins‘ bedrückender Monolog über Pädophile haben eine unvergessliche Wucht, jedes Gespräch ist Verhör und Beichte zugleich, keiner ein Sympathieträger. Am Ende erteilt seine Frau (Laura Linney) Jimmy zynisch die Absolution als Beschützer der Familie. Jeder ist sich selbst der Nächste. Und die Moral von „Mystic River“- es gibt keine.

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