Nada Surf

Lucky

Perfekt schluffiger Pop. positiv bis an die Schmerzgrenze

Diese Musik – das ist, wie wenn Partner miteinander in der Babysprache sprechen, dem einzigen Idiom der Welt, in dem selbst der Bericht über eine grauenvolle Überschwemmung beruhigend klingt. Was Nada Surf machen, war mal die Revolte des Schönen, der Aufstand des vielstimmig Harmonischen gegen die übrige Welt. Zuerst auch gegen Grunge und Sub-Pop-Punk, den leichtfertigen Spaß am Zerstören von Dingen, deren Wert man erst hinterher erkennt. Heute wirkt der allversöhnliche Klang dieser New Yorker Band — der man ihre angeblich so düsteren Untertöne nie wirklich glauben konnte — freilich mehr wie der Weg des geringsten Widerstands, unvermeidlich.

Diese insgesamt fünfte Platte von Nada Surf kann einen deshalb auch ausgesprochen aggressiv machen mit ihrer ganzen ekelhaften Positivität. dem hundertfach durchgenudelten Byrds-Gitarren-Glockenbimmeln,dem Refrain des Stücks „I Like What You Say“ („Baby, I only want to make you happy!“), den schläfrigen Männerchören, wie man sie von Jeff-Lynne-Produktionen kennt, dem schluffigen Straßenmusiker-Dreitagebart-Schrummschrumm-Flair und der Aufrichtigkeit des beliebten Sängers Matthew Caws, dem auch ein Hasenkostüm gut stehen würde.

Und gerade dann, wenn der Zorn am größten ist, muss man wieder zurückfragen: Warum in aller Welt sollten Nada Surf auch auf die Idee kommen, hier noch einen Bruch einzubauen, einen Haken an der Sache? Vielleicht sind sie ja die letzten, die sich ernsthaft als Hundertprozent-Abfüller für genuine Mädchenmusik qualifizieren, als staatlich geprüfte Manieristen, als Revolutionsberuhiger, denn ganz ehrlich: Auf „Lucky“ ist praktisch kein einziger Song, der nicht früher oder später zünden würde, der einen nicht auf bestechende Art überzeugen könnte, dass er nur spielen will, das aber richtig.

Dass lustige Delfine Kindern das Leben retten, glaube ich nicht. Aber allein dafür, dass ich das nicht glaube, kann ich die kleinen Tümmler auch nicht hassen.