Nash Kato – Debutante
Chicago hat er verächtlich „Guyville“ getauft. Studentenhölle und Hauptquartier der Kulturpessimisten ist die Stadt für Nash Kato, aber weggezogen ist er bis heute nicht. Lieber ließ er sich seinerzeit mit den goldbefrackten Kollegen von Urge Overkill im Cabrio durch die Straßen fahren, Martini saufend. Dass das Trio doch noch beim Major-Label unterkam und einen Neil-Diamond-Song spielen durfte, als sich Uma Thurman in,,Pulp Fiction“ die Nase wund schnupfte, bleibt ein schaler Triumph. Weil dagegen die schlauen Glamrock-Exposes der frühen Urge unverdient verblassen mussten.
Vier Jahre nach dem Ende der Band machen die anderen zwei ganz andere Musik, und so bleibt es Nash Kato überlassen, mit seiner eigenen Platte die Linie weiterzumalen. Zur Hälfte sind das übrig gebliebene Urge Overkill-Stücke, auch sonst hat Kato weitgehend Haltung bewahrt: „Debutante“, ein Produkt aus Chicago, ist College-Rock für das Miami Institute für angewandten Hedonismus.
Mit opulenten Möglichkeiten, im fergleich zu früher: Die neuen Leute (alles Profis) rocken unbestechlich dicht, ab und zu sogar mit Korken-Trompete, und ein sechsköpfiger Frauenchor klingt wechselweise nach Muppets und Staple Singers. Von der Bar aus fuhrt Kato lasziv durch die Nummern, lässig wie gewohnt Steely Dans flehendes Lustknaben-Drama JDirty Work“ singt er so, als habe er heute Abend noch was anderes vor.
Obwohl er sichtlich berauscht ist von seinen neuen Arbeitsbedingungen als Bandleader. Nash Kato, der immer alles möglichst bunt wollte, drückt noch ungehemmter auf die Fernbedienung, haut den Alkoholanteil der Cocktails rauf und muss dann oft feststellen, dass er über den dynamischen Spielraum längst hinausgeschossen ist Und in dem Land ankommt, in dem sogar die Schweinerocker Silberhosen tragen.