Neil Finn – One Nil

Sie ziehen immer weiter. Wie zwei hübsche, unzertrennliche Nomadinnen, von Wasserstelle zu Wasserstelle. Und siehe da: Neulich dürstete es Neil Finn nach Inspiration und kompositorischem Beistand aus dem Hause Wendy 8C Lisa, einst die schönsten und besten Kräfte an des Prinzen Hof, zuletzt bei Doyle Bramhall im Einsatz. Studio-Wizzard Tchad Blake, ein gemeinsamer Bekannter, führte sie in Los Angeles zueinander. Doch richtig ans Eingemachte ging’s erst daheim bei Finn in Neuseeland, zwischen himmlischem West-Coast-Strand (auch eine Inspiration) und kleiner Opium-Höhle, zu der – entsprechend ausgestattet ein Studio mit dem viel versprechenden Namen „Revolver“ umgerüstet wurde. Jeder Schuss ein Treffer? Ein bisschen wundern darf man sich ja schon, dass der Ex-Crowded House-Chef nach wie vor die Gunst einer großen Firma genießt. Wo doch selbst ein John Hiatt längst wieder in der Zweiten Liga gelandet ist. Gewiss, so bodenständig ist Finn nicht. Er schwärmt ja vom Computet; hat seine Website (www.nilfun.net) zur interaktiven Spielwiese aufgerüstet. Als Musiker indes steht er nach wie vor mit mindestens eineinhalb Beinen im traditionsbewussten Qualitäts-Pop-Songwriting mit folkigem Ober- und Unterton – offen für allerlei Sounds und manche Loop-Schleife, das schon, doch beharrlich relativ konservativen Strukturen verpflichtet. Ein schwindlig machendes „Elastic Heart“ ist da die Ausnahme.

Das ist ja auch nicht schlimm, wenn diese leichten und doch suggestiven Melodien nicht ausgehen wollen, wenn zwischendurch „Hole In The Ice“ auch mal mächtig Fahrt aufnimmt und Lisa Coleman am Ende des schwebenden „Secret God“ kräftig Jazz-Akkordik streut. Große Romantik wohnt den schwelgenden Harmonien von „Turn And Run“ inne, düsteren Aussichten („Anytime“ und „Driving Me Mad“) nimmt Finn dezent und mit einer Portion Humor den ganz großen Stachel.

„Rest Of The Day Off“, ein Plädoyer für die kleine Blau-Pause zwischendurch, ist ja eine ausgesprochen hübsche Single, vermutlich aber auch ein Stück zu schlau für den großen Rest dieser Welt. Wird ein bestimmt wieder putziges Video helfen? Oder findet sich Neil Finn demnächst doch bei Eagle Records oder einer vergleichbaren Adresse wieder?

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