Neil Young :: Archives 1: 1963-72

Das am längsten erwartete Box-Set der aufgezeichneten Geschichte.

Die erste Erwähnung dieses Menschheitsprojekts reicht zurück ins Jahr 1989, als Neil Young das Meisterwerk „Freedom“ veröffentlichte und von großen Dingen sprach, die da kommen würden. Die Jahre vergingen, die Bands wechselten, Young veröffentlichte eine Platte nach der anderen, spielte mit Crosby, Stlls & Nash, mit Booker T.Jones, Pearl Jam und (meistens) Crazy Horse – —nur die „Archives“ wurden verschoben, wieder versprochen, wieder verschoben.

Längst gab es Gerüchte über den Inhalt, Young selbst verriet einiges über den ersten Teil, die frühen Jahre. Und 2006 erschien „Live At The Filmore East 1970“ als erste Veröffentlichung der „Archives Performance Series“, der großartige Mitschnitt eines Konzerts mit Crazy Horse, nachdem „Everybody Knows This Is Nowhere“ Youngs Kunst gewendet hatte. Zwei weitere Live-Alben erschienen seitdem; eines davon, „Massey Hall 1971“, ist nun auch in der „Archives“-Box enthalten. „Archives 1“ umfasst die sogenannten formativen Jahre, reicht von den Aufnahmen mit den Squires 1963 bis zu „Harvest“ 1972, der Platte, die Neil Young weltberühmt machte. Auf Blu-ray und DVD umfasst die Box neun Discs und den Film „Journey Through The Past“ auf einer weiteren. Beider CD-Edition fehlt der Film, außerdem soll das beigelegte Buch bedeutend schmaler sein. Wir können hier leider nichts dazu mitteilen, denn uns lagen zur Besprechung nur die DVDs vor.

Eine Generation nach der ersten Ankündigung öffnet sich auf dem Bildschirm also rumpelnd die Schublade des Aktenschranks und gibt die Mappen frei, mal handschriftlich, mal mit Schreibmaschine beschriftet. Aus diesem Menü wählt man die Songs aus; es enthält aber auch Informationen über die Alben des jeweiligen Zeitraumes. Aufzurufen sind außerdem eine „Timeline“, eine „NY Biography“, Web-Hinweise und „More“, was ein paar Devotionalien sein können, selten einige Filmaufnahmen. Meistens spielt die Musik, während man dabei zusieht, wie sich eine Schallplatte auf einem Plattenteller dreht oder oder ein Tonband durch die Spulen eines Tonbandgerätes läuft. Fotos, Gitarrenkoffer, Kerzen, Aschenbecher und anderer Kram sind pittoresk drumherum drapiert.

Disc 00 und 01 enthalten die frühesten Aufnahmen: mit den Squires, mit Comrie Smith und schließlich Buffalo Springfield, wobei kaum Unbekanntes mit Letzteren zutage gefördert wird.

Disc 02, „Topanga 1“, umfasst die Stücke von „Neil Young‘ und „Everybody Knows…“auch hier war offenkundig nichts Nennenswertes zurückgeblieben außer wenigen alternativen Versionen, etwa „Birds“ und „I’ve Been Waiting For You“.

Disc 03, „Live At The Riverboat (Toronto 1969)“ ist die erste Goldader: der Mitschnitt eines Solo-Auftritts in einem Cafe, das wunderbar innige Versionen von „Sugar Mountain“ bis „Expecting To Fly“ enthält und spinnerte Plaudereien. Disc 04 („Topanga 2“) ist wiederum „Everybody Knows..“ gewidmet und ein wenig Crosby, Stills, Nash & Young. Disc 05 enthält das schon bekannte „Live At The Fülmore East“.

„Topanga 3“ auf Disc 06 gehört „After The Gold Rush“; auch „Ohio“ und „Teil Me Why“ sind enthalten. „Disc 07“ ist das bekannte famose Massey-Hall-Konzert, 1971 in Toronto. Und „North Country“ auf Disc 08 um fasst die Aufnahmen mit den Stray Gators, überwiegend für „Harvest“, zum kleinen Teil für „Journey Through The Past“.

Dieser Film war seit 1973 kaum irgendwo zu sehen — und wie meistens, wenn „Shakey Pictures“ im Vorspann steht, hätte auch dieses Werk durchaus im Archiv bleiben können. Neil Young als schlamperter Regisseur schnippelte Aufnahmen von seinem berüchtigten Leichenwagen, von maskierten Reitern mit Kruzifixen, alten Tankstellen, staubigen Western-Städtchen und Band-Proben in einem Schuppen zu einem konfusen Surrealismus zusammen, der aussieht, als hätte Alejandro Jodorowsky den Amish-Film „Der einzige Zeuge“ gedreht, allerdings ohne Plot. Aber Aficionados werden sich auch über diese Eselei amüsieren können.

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