Neue Paradiese für Kinosüchtige

„Neue Paradiese für Kinosüchtige“, herausgegeben von Monika Lerch-Stumpf, knüpft mit seiner Münchner Kinohistorie von 1945 bis 2007 an den ersten Band („Für ein Zehnerl ins Paradies“) dieser nicht nur für Cineasten spannenden Geschichtsschreibung an. Endlich wird damit auch der notwendige architektonische Rahmen der Filmszene wissenschaftlich ins Auge gefasst, die allzu oft nur Stars und Sternchen, nur Schauspieler und Regisseure kennt. Dabei spielt doch der Raum, in dem wir Cineasten so viel kostbare Zeit unseres Lebens verbringen und so manch gelangweilter Pubertierender die Zeit bis zur Party am Freitagabend totschlägt, eine nicht unerhebliche Rolle beim Filmegucken: Schachtelkino, altehrwürdiges Lichtspielhaus oder Multiplex – nichts wird außer Acht gelassen, nicht einmal die schmuddeligen Sex- und Pornokinos, die sich ab Ende der 60er Jahre ausbreiteten, als es für viele Betreiber von Kinos hieß, eine finanzielle Krise zu überstehen, was selbst traditionelle Filmtheater dazu brachte, Machwerke wie „Frühreifen-Report“ oder „Frau Wirtin bläst auch gern Trompete“ zu zeigen. Viel anregender allerdings sind die hier gesammelten Anekdoten zu den Wunderkammern der Kinematografie, die ausführlichen Recherchen hinsichtlich ihrer Entwicklung bis zum heutigen Tag und die persönlichen Erinnerungen renommierter Kritiker wie Michael Althen und Fritz Göttler. Die reichhaltige Auswahl an Fotografien erlaubt schließlich den konkreten Blick in die beschriebenen „Zauberhöhlen“ (Ponkie): so manche möchte man sofort betreten, ganz egal, welcher Film dort läuft. (29,80 Euro)

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