New Radicals – Maybe You’ve Been Brainwashed Too

Kennt noch jemand Danny Wilson oder Curiosity Killed The Cat, The Farm oder die Soup Dragons? Es ist kaum zu fassen, wie schnell sich das unglückselige 80er-Jahre-Revival auch in den unmöglichsten Regionen ausbreitet.

Gregg Alexander kommt aus der großen Einöde, genauer: aus Grosse Pointe im US-Bundesstaat Michigan, ist Ende zwanzig und hat als Teenager offensichtlich fleißig Radio gehört Sein Debüt-Album, das er unter dem Bandnamen New Radicals veröffentlicht, versammelt so viele vertraute Pop-Sounds, daß man zuweilen das Gefühl hat, eine Hit-Compilation von 1988 im CD-Player zu haben. Smartie Alexander posiert dazu vorne auf dem Cover mit Schlapphut als Manchester-Acid-Head, und hinten mit Motorroller als Pseudo-Mod. Die totale Verwurstung von Raum, Zeit und Stil.

Nach den ersten beiden Liedern, die mit ihrem verqueren Tears Fbr Fears-Flair sehr viel Charme versprühen, verflüchtigt sich freilich der Uberraschungseffekt, und man mag über die Dreistigkeit des Künstlers, sich als neu und radikal zu bezeichnen, nur noch schmunzeln. Sein Credo: Frechheit siegt. Im Titelstück entrollt er einen ellenlangen Sermon über sämtliche Situationen, in denen man alltäglich betrogen – gehirngewaschen – wird. Schlußsatz: „So cynical, so hip, so füll of shit/ They told us to shut the fuck up and write another hit“, was ungefähr soviel bedeuten mag wie Fox Mulders inzwischen geflügeltes Motto „Trust no-one!“. Es ist halt allfake in unserer schönen neuen (Retro-) Welt Was bleibt, ist ein prall gefülltes Pop Album von einem gewitzten Milchbubi, der die vielen losen Flausen in seinem Kopf zu einem letztlich sinnvollen (und natürlich auch unterhaltsamen) Ganzen verknüpft hat: Wenn alles nur noch aus Zitaten besteht, warum dann nicht gleich mit der großen Kelle schöpfen? Was zählt, ist – in Amerika sowieso – der Erfolg, und der dürfte den New Radicals gewiß sein. 3,0

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