Niels Frevert

Seltsam öffne mich

Lebensfreude geht anders: Spröde Texte, trockener Sound

Manchmal/ Gibt es nur noch die Befürchtung/ Ganz allmählich zu verstummen.“ – „Bin heute morgen aufgewacht/ Mit dem beknackten Gefühl/ Voller Leere und Sinnlosigkeit.“ – „Wbhin so spät des Wegs/ Sohn der Finsternis/ In einem Kleid aus Dunkelheit/ Einer Mütze auf, die ohne Schlaf ist?“ – Das sind drei Songanfänge auf „Seltsam öffne mich“, und die anderen sind auch nicht gerade sonnendurchflutet Lebensfreude geht anders.

Niels Frevert wirkte schon früher wie ein Sorgenkind. Um einiges talentierter als die Konkurrenz im vermeintlichen Genre „deutsche Rockmusik“, blieb der Erfolg – wenn man von der Ohrwurm-Single „Evelin“ absieht – aus. Während Selig von ihrem „Hier“ einstmals wie geschnitten Brot verkauften, blieb der tolle, psychedelische Schwanengesang seiner Band Nationalgalerie, „Meskalm“, in den Regalen stehen. Dann gab’s noch eine nicht so gute Soloplatte, und das war’s. Sechs Jahre ist das jetzt schon her. und man hatte tatsächlich das Gefühl, Niels Frevert wäre verstummt.

„Seltsam öffne mich“ hat er mit Christian Neander, ehemals Gitarrist bei – aufgepasst! – Selig, produziert (die beiden schrieben auch schon Songs für Heinz Rudolf Kunze). Kann sein, dass viele der Songs auf dem Album daher so seltsam trocken rocken, was ihnen nicht unbedingt gut tut, denn schon Freverts Texte und Gesang sind mehr als spröde und hätten ein Gegengewicht gut gebrauchen können.

Doch in den besten Momenten auf „Seltsam öffne midi“ sticht Melodie Rockismus, wi>- etwa in „Wann kommst du vorbei“ und „Einwegfeuerzeugstichflamme“, oder es bleibt gleich akustisch wie bei „Glückskeks“ und den beiden schönsten Songs „Tiefkühltruhe“, der vielleicht ein bisschen an Nationalgalerics „Tütensuppe“ erinnert, und „Tag ohne Namen“: „Es ist gut, hier zu sein/ Zu gut, um nicht wahr zu sein/ Du könntest die Welt umarmen/ Manchmal musst du dich von allem trennen/ Nur um zurück zu können/ An einen Tag ohne Namen.“ Trennen sollte sich Niels Frevert vom bedingungslosen Rock, zurück in unseren Herzen ist er mit dieser Platte aber schon jetzt.