Nik Cohn – Triksta

Vom Patriarchen der Popessayistik Nik Cohn ist eine lebenspralle, erwartungsgemäß subjektivistische, famose Großreportage über „Leben, Tod und Rap in New Orleans“, die als Liebeserklärung an die Stadt beginnt und nolens volens zum Requiem mutiert. Während Nik Cohn an seinem Buch schreibt, wütet „Katrina“, und danach gibt es diese vital-chaotische, zerrissene und nicht zuletzt mörderische, aber eben auch ungemein kreative schwarze Szene nicht mehr. Cohn ist verschossen in die Stadt, seitdem er 1972 The Who auf ihrer Tour begleitet und mit Pete Townshend zwei Tage das French Quarter unsicher gemacht hat. Später, als „sich dort Regimenter dicker weißer Beine in Shorts breitgemacht“ hatten, logiert er Uptown. wo der knallharte „Bounce“ herkommt, die dreckige Southern-Spielart des Gangsta Rap. Cohn, vom Rock mehr und mehr gelangweilt, hat sich gleich nach „Rapper’s Delight“ für HipHop begeistert, und als sich hier Anfang der Neunziger Bounce durchsetzt, verbinden sich bei ihm topografische und musikalische Liebhaberei zu einer veritablen Sucht. Er verschafft sich Zugang zur Szene, zunächst als Journalist, später auch als Songschreiber und Produzent. Und als ihm einer seiner schwarzen Proteges in einer guten Nacht den Kampfnamen „Triksta“ gibt, träumt er von einer großen Karriere als Rap-Impresario. Er scheitert schließlich auf ganzer Linie – kommerziell, künstlerisch, mitunter auch menschlich, aber indem er von diesem Scheitern erzählt, egozentrisch, aber eben auch aufrichtig und selbstironisch, münzt Cohn es um in einen zumindest literarischen Erfolg. Letztlich muss er einsehen, dass er für die Magnolia-„Niggaz“ immer der „weiße alte Sack“ bleiben, nie wirklich dazu gehören wird. Aber viel näher als in diesem Freestyle-Prosa-Rap kann man ihnen kaum kommen. (19,90 Euro)

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