No Oil No Dust – Crazy Walking
Darf ich vorstellen: Lu Lafayette, musikalisches Hamburger Urgestein seit Beginn der frühen Siebziger. Damals machte der Sänger und Keyboarder seine ersten Gehversuche mit der Gruppe Gash, deren ’72er Debüt „A Young Man’s Gash“ man internationale Frühreife attestierte. Nach einem Abstecher zu den Rattles und Jobs als Studiomusiker (u. a. für Lee Patterson und John O’Brian Dokker) formierte er Ende ’76 die Gruppe Wolfsmond, deren fünf Alben klingende Beweise dafür wurden, daß deutsche Rockmusik nicht immer aus dem Kopf kommen muß, sondern durchaus auch mal aus dem Bauch kommen darf.
Das letzte (mir bekannte) Lebenszeichen gab Lu 1987 mit dem Album „Snapshots“ von sich, auf dem er zwar nur Cover-Versionen interpretierte, aber in puncto Autoren Stil, Fingerspitzengefühl und exzellenten Geschmack bewies.
Mit seinem neuen Projekt No Dust No Oil setzt Lu Lafayette seiner bislang schillernden Karriere ein weiteres Glanzlicht auf. Lediglich von Gitarrist Charly Born und Toningenieur Vicente „Don“ Celi (er spielt nebenbei Drums, Baß und Keyboards) unterstützt, swingt und rockt Lu so herrlich relaxed einher, daß man J. J. Cale glatt einen Hektiker nennen könnte. (Der Vergleich mit dem Tulsa-Barden drängt sich geradezu auf, denn stimmlich klingt Lu durchweg wie dessen Zwillingsbruder.) Was ihn hier aber von Cale so angenehm unterscheidet, sind der Mut zu ausgeklügelteren Arrangements und die abwechslungsreichere Instrumentierung, dank derer die Orgel auch mal an Jimmy Smith gemahnen darf. Mit „Crazy Walking“ hat dieses Trio einen weiteren Beleg dafür erbracht, daß weniger manchmal mehr ist. In diesem Falle sogar viel mehr.