Norrin Radd – Where She Danced
Ein deutscher Roots-Songschreiber unter den Fittichen von Sid Griffin Mal ehrlich: Würden Sie neugierig werden auf ein Album, das unter H wie Hennig, Gandulf absortiert wird? Na, eben. Also besann sich der jetzt in Berlin residierende Songwriter auf der Suche nach einem Alter ego auf den Helden seiner Kindheit, eine mystische Serienfigur, einen Supermann mit Hang zur melancholischen Auszeit. Norrin Radd macht ja auch mehr her und klingt obendrein irgendwie skandinavisch. Das passt durchaus zur Musik, mag sie vordergründig auch noch so tief und beherzt und unverfroren-epigonal aus Westeoast-Country-Pop und Rickenbacker-Jingle-Jangle schöpfen.
Denn die mentalen Lichtblicke sind rar in diesen elf Songs. Der Grund ist klar, das forsche „Too Bad Tb Be True“ bringt ihn in einer hübschen Neilbung-Variation in zwei Zeilen auf den Punkt: „I still don’t know what I’m gonna do, but I’m out of the blonde and into the blue.“ Verbittert, verzweifelt, ungläubig, mit großer Träne im Knopfloch kehrt Hennig seine Beziehungsscherben zusammen, mal auch mit schwarzem Moritaten-Humor („They Won’t Take You Away“). Das Schönste an der Geschichte kommt noch.
„Where She Danced“ hätte womöglich nie das Licht ihres Plattenladens erblickt, wäre Hennig nicht einem gewissen Sid Griffin begegnet Wo? Klar: Vorbereitung eines Films über Gram Parsons (kein Witz). Der Coal Porters/Western Electric-Mann ermunterte ihn jedenfalls, es doch noch mal mit der Musik zu versuchen, und war sich dann auch nicht zu schade, selbst zur Mandoline zu greifen und illustre Bekannte (Gattin Kate St. John, Rosie Flores, Pat McGarvey) gleich mit ins Studio zu bringen. Gemeinsam verbeugt man sich vor „Mr. Booze“.
Der wichtigste Begleiter freilich wurde in der großen Booklet-Besetzungsliste glatt unterschlagen. Johan Jansen ist es, dessen Pedal Steel ohnehin schon wertige Songs wie „Scar Counting“ und „Indian Summer“ mit dem entscheidenden Quentchen Bakersfield-Flair adelt Schon beim starken Auftakt „Hear It On The Wind“ hatte Jansen kräftig Farbe bekannt. Zu guter Letzt gibt es den Song dann noch einmal in einer elegischen Akustik-Version mit der Londoner Griffin-Truppe. Kann man schon mal machen mit einer Nummer, die sich in einer entsprechenden Sammlung neben Buddy Millers „Listen To The Wind“ nicht blamieren würde,