Nuggets :: VON JÖRG GÜLDEN

Der Mann ist echt emsig, denn nach seinem Dodge Main-Projekt (RS 3/’97) legt WAYNE KRAMER mit „Citizen Wayne“ (Epitaph 6488-2 P) ein weiteres maximum rock-Album nach. Produziert von David Was (Was Not Was), der auch das Gros der Titel mitgeschrieben hat, geht Kramer auf eine Parforcetour durch alle erdenklichen Stilrichtungen: böser Funk, eisenharter R&B und gnadenloser Rock’n’RolL Und Kollege Was, der electronic wizzard, brachte die ohnehin verblüffenden Eskapaden des Gitarristen mit Samples und Loops auf den neusten technischen Stand. Fazit: Krach hoch zehn!

Diese Aufnahmen stammen zwar aus den Siebzigern, doch erst jetzt bringt Greg Shaw „Year Of The Iguana “ (Bomp BCD 4063) von IGGY & THE STOOGES unter das Volk, Was daran liegt, daß Shaw erst unlängst die Rechte an dem vergessenen Stooges-Nachlaß erwerben konnte. Was für ein Fund, denn wer da glaubte, die Stooges zu kennen, der darf seine Einschätzung dieser Band gründlich revidieren. Man nehme etwa „Raw Power“ oder „Death Trip“ und vergleiche sie mit den Versionen auf „Raw Power“. Das hier sind die wahren Stooges, denn die bis dato bekannten Versionen klingen plötzlich wie Kuschelrock. Auch die anderen Songs alternative takes oder (aus was für Gründen auch immer) abgelehnte Titel – zeigen eine Band, die noch viel, viel größer war, als man sie ohnehin schon wähnte – und die, kapiert das endlich, lange vor den Sex Pistols und The Clash den Punk für alle Zeiten definierte!

Spätestens mit den Easybeats sollte uns Teutonen klargeworden sein, daß die Menschen down under ein Pop-Verständnis besitzen, das wir nie haben werden (oder machen Lindenberg und H. R. Kunze vielleicht Pop?). Nämliches gilt auch für den Powerpop, hierzulande nur eine Vokabel, die man allenfalls zu buchstabieren weiß. „Pop On Top!“ (Bomp BCD 4059) präsentiert gleich 20 australische Powerpop-Bands der Achtziger und Neunziger, die alle durch immense Spielfreude glänzen und einen ob ihrer Qualitäten kapieren lassen, warum die Indie-Szene auf dem 5. Kontinent erfolgreicher ist als irgendwo sonst auf der Welt. – Raise your Foster’s!

Noch eine Ausgrabung der Extraklasse – sogar aufVinyL Am Neujahrstag 1970 nahmen die MC 5 in Saginaw/Michigan das Album „Teen Age Lust“ (Total Energy NER3008-1) vor einem enthusiastischen Publikum live auf. Zwar kennt jeder Fan die Knaller „Ramblin‘ Rose“, „Kick Out The Jams“ und „Starship“ bereits vom ’69er Live-Debüt „Kick Out The Jams“, dochhier treten Kramer & Co. das Gaspedal ganz durchs Bodenblech. Zu „Shakin‘ Street“ ließ es sich halt schon damals aufmüpfiger sein als zu „Nackt im Wind“!

Genug des geilen Lärms, schlagen wir ein paar gemäßigtere Töne an. So etwa mit JIM LAMPOS, einem Singer/Songwriter aus New York, der auf „Dreamland In Flames“ (Clocwyse CL001) den Balladen den Vorrang gibt und in seiner Melancholie trotz Saxophon- und Chorbegleitung an den Eric Andersen der „‚Bout Changes And Things“-Phase erinnert. Warm, weich und das Richtige für die blue hours.

Und wie ist die neue von SLIDE? Schön schräg natürlich, denn eine Band, die wie hier auf „Whipdang!“ (Your Name Here, Baby YNH-SL-0087) die Meters mit Morphine und Los Lobos mit dem frühen Tony Joe White zu kreuzen versteht, kann nur gut und schräg sein. Obwohl das Quartett aus Cambridge/Massachussetts stammt, atmen die vier Musiker aus jeder Pore New Orleans. Es jazzt und es swampt, und hin und wieder verblüfft’s gar mit Southern-Rock.

Wer hingegen seinen Rock pur bevorzugt, dem sei „The Truth“ (Marquee Music MMD2004) von THE KATHERINE CHASE BAND wärmstens ans Herz gelegt. Die singende Dame und ihre Begleiter rokken so, daß einem um Chrissie Hynde und ihre Pretenders echt bange wird.

Zu beziehen sind die Alben in der Regel bei: Chill Music, Scheeren 12,28865 Lilienthal, Taxim Records, Am Dobben 3, 27330 Asendorf, Glitterhouse, Grüner Weg25,37688Bewrungen undD.C. Schallplatten, BOMP Mailorder, Marienplatzl8,96050 Bamberg

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