Nuggets :: von Jörg Gülden
Sein zweites Album „Ether County“ (’96) verriet Song für Song: „Obacht, hier kommt ein ganz Großer!“ Was MICHAEL KROLL nicht etwa zu Kopf gestiegen ist, schickt er doch mit „Salt“ (Ng Records 70618-20014-2) einen nicht minder überzeugenden Nachfolger hinterher. Und wieder gelingt Kroll der perfekte Brückenschlag zwischen Folk und Blues, wieder häutet er sich, erzählt von Verlangen und Verlust, Wut und Liebe, und so nebenbei definieren er und Bandmate Andy Green (Ex-John Cale) den Begriff „Gitarren-Power“ neu. Michael Kroll ein gereifter Singer/Songwriter und ein reifes Album.
Die Abteilung Archäologie hat einen beachtlichen Fund zu vermelden; ein Spätwerk der legendären BIG BROTHER AND THE HOLDING COMPANY. Zwar beweist „Can’t Go Home Again“ (Legend LR 104), daß Sängerin Kathi McDonald ihrer verstorbenen Vorgängerin Janis Joplin das Wasser nicht einmal bis zum Knie reichen kann, doch dafür sorgen die Herren Getz, Albin, Gurley, Andrew & Co. für die genuine West-Coast-Stimmung. Für Neueinsteiger nicht zu empfehlen, für Big Brother-Fans aber sicher ein Muß.
Der Singer/Songwriter und Keyboarder David Zollo wurde auf diesen Seiten schon gebührend gewürdigt, jetzt gilt es seine Band HIGH AND LONESOME zu loben. Unterstützt von seinem alten Kumpel Bo Ramsey (remember „Down Tb Bastrop“) und begleitet von einer Band, die das Wort „Mätzchen“ im Fremdwortlexikon suchen würde, sowie diversen illustren Gästen, setzt Zollo auf „For Sale Or Rent“ (Taxim TX2030-2TA)demHeartknd-Genre ein neues Glanzlicht auf. Die Lükke, die sich mit dem Exitus der Long Ryders vor den Country-Rock-Fans neuerer Prägung auf tat, ist mit dieser Band definitiv geschlossen. Ein Album der Güteklasse „Dauerläufer“.
Sehr viele Kinder großer Künstler sind gebrochene Gestalten; das Charisma des jeweiligen Elternteils hängt in unerreichbaren Sphären über ihnen. Doch daß man vom Vater durchaus auch lernen kann, ohne verzweifelt die Flinte ins Korn zu werfen, belegt TOMI LUNSPORD mit ihrem Solo-Debüt „High Ground“ (roadsongs VeraCD 021). Die Tochter des legendären Bluegrass-Fiddlers und Songwriters Jim Lunsford schulte und perfektionierte ihre faszinierende Stimme im Schwestern-Trio The Lunsfbrds, das in den Siebzigern primär Daddy Jim mit Backup-Gesang unterstützte. Einen treffenderen Album-Titel als „High Ground“ kann man sich nach dem Genuß dieser LP, die so ziemlich alle Country-Spielarten innigst vereint, schwerlich vorstellen. Und dann diese Stimme, die einen oft sogar Emmylou Harris vergessen läßt-
Die Courage Brothers aus Rhode Island hinterließen uns zwei Alben: ein noch nicht ganz ausgereiftes Debüt und eine exzellente zweite LP. Danach war leider Feierabend. TODD THIBAUD, der Bandleader, aber macht weiter. Produziert vom Songwriter-Kollegen Kevin Salem, weckt Thibauds Solo-Debüt JFavorite Waste Of Time“ (Blut Rose BLU CD 0052) die Hoffnung, daß Southern-Rock nicht auf immer synonym für so Fossile wie Lynyrd Skynyrd oder Molly Hatchet stehen muß. Feinstes Songwriting, kompetentes Musizieren!
Ein bis dato unbeschriebenes Blatt ist der Australier JEFF LANG. Was sich dank „Native Dog Creek“ (True North Rec. TNSD 0132) recht bald ändern dürfte, denn was der Mann hier an Slide-, Dobro- und Acoustic-Kabinettstückchen – mal solo, mal mit Begleitung – abliefert, das ist „Fingerlickin‘ good. Und Längs Gesang ist auch nicht von schlechten Eltern“.
Sie stammen aus Boulder/Colorado und hießen mal Acoustic Junction. Nun haben sie sich in FOOL’S PROGRESS umbenannt und sind die große Hoffnung ihrer Plattenfirma. Nicht zu unrecht, denn ihr gleichnamiges Debüt (Capricorn 314 534 659-2) vereint meisterlich Pop mit Southern-Rock und Heartland-Klängen. Das alles gekrönt von zupackenden Gitarren und Harmony Vocals à la CSN & Y und Poco. Süperb!
Zu beziehen sind die Alben in der Regel bei Chill Music, Scheeren 12,28865 Lilienthal; Timm Records, Am Dobben 3, 27330 Asendorf, und Glitterhouse, Grüner Weg 25,37688 Beverungen