NUGGETS :: von Jörg Gülden

Wer noch dieses fulminate Werk „Sam/OW (RS 9/95) in den Ohren hat, der weiß genau, was ihn nun bei DARBY SLICK erwartet. Und der weiß auch, daß ein so bescheidener, introvertierter Mensch wie Slick sich und sein Solo-Debüt nie ohne berechtigten Stolz Jung Of The Fretless Guitar* (Taxim TX 2036-2 TA) betiteln dürfte. Mit der von Sohn Jor gebauten bundlosen E-Gitarre stößt der einstige Mitbegründer von Great Society hier in Klang-Sphären vor, von deren Existenz selbst die tollkühnsten Science-fiction-Autoren nie zu träumen gewagt hätten. Trennten Darby Slick von jedem vergleichbaren Gitarristen bei „SanrfOWbereits Welten, so hat er nun die „Konkurrenz“ kraft seiner neuen Improvisationen gleich mehrere Lichtjahre hinter sich gelassen. Anhören und nur ungläubig über diese Gitarre aus einer anderen Welt staunen!

Hier zollt einer liebevoll seinen Dank für all die glücklichen Momente, die ihm die Idole bescherten – und noch lange bescheren werden. Doch „Ignore Alien Orders“ (Taxim TX 3010-2 TA) ist für den Frontman von DAVID WEST AND THE DEAD STRINGS nebst der Verbeugung auch noch die Erfüllung eines langgehegten Wunschtraums: endlich mal seine persönlichen Grateful Dead-Favoriten einer rein instrumentalen Bluegrass-Interpretation unterziehen zu können. Das Ergebnis dürfte den Bluegrass-Fan Garcia auf der Wolke 9 in schiere Verzückung versetzen, denn die alten Klopfer wie „Truckin'“, „Bird Song“, „Casey Jones“ oder den „Dark Star“ hätte er zu Lebzeiten garantiert auch gern mal mit ein paar gleichgesinnten Kollegen zu so einer grandiosen Picking-Orgie werden lassen. West & Co. haben ihm postum den Wunsch von den Augen abgelesen und ihm diesen ganz in seinem Sinne erfüllt.

Wer nun bekennt, er würde ALEX CALL nicht kennen, der muß entweder lügen, oder er hat ganze 30 Jahre Popmusik verpennt, Call war in den 60er und 70er Jahren Gitarrist und Songwriter der Westcoast-Kultband Clover, bei der u. a. ein gewisser Huey Cregg (alias Huey Lewis) mitwirkte und die als Backup-Band Elvis Costello auf dessen Debüt „My Aim Is True“ begleitete. Nach dem Exitus von Clover arbeitete Call als Hitlieferant u. a. für Pat Benatar, Mr. Big, Huey Lewis, Southside Johnny und Carlene Carter. Mit „Book Of Time“ (Taxim TX 2034-2) meldet sich Call nun in eigener Sache zurück. Klar, daß jemandem, der den Kollegen Chart-Buster liefert, für sein eigenes Album wohl kaum Luschen aus der Feder fließen. Ergo haben die zwischen Country-Rock, Pop und Folk angesiedelten 14 Songs alle das Zeug zum Hit Was alle Fragen beantwortet, warum „Book OfTime“ in den USA bereits als Anwärter auf den Titel „Songwriter Album of the Year“ gilt Und sollte der Titel an Call vorbeirauschen, müßte eine Reinstallation des „musikalischen Überwachungsvereins“ angedacht werden.

Selten war ein Album-Titel wohl zutreffender als „3000 Germans Can’t Be Wrong“ (Blue Rose BLUE CD 0066) unserer Lieblinge RICH HOPKINS & LUMINARIOS. Live eingespielt in Regensburg während der letztjährigen Deutschland-Tournee ziehen Rich & Co. alle Register. Im Mittelpunkt des Sets stehen natürlich Songs vom (damals aktuellen Album) „El Paso“, aber auch die zwei Coverversionen „I Can Only Give You Everything“ (Them) und besonders „Kick Out The Jams“ (MC5) – muten nach rauher aber herzlicher Hopkins-Behandlung an wie dem Jungbrunnen entstiegen.

Wer sich mit traditionellen Cajun- oder Zydeco-Klängen, der im Süden von Louisiana tonangebenden Musik, schwertut, der sollte es vielleicht mal mit den BLUERUNNERS versuchen. Denn dieses Sextett aus Lafayette tat, wie es zuvor schon die Iguanas und Cowboymouth und ansatzweise auch die LeRoi Brothers taten, den Schritt in Richtung Fusiont: die Louisiana-Roots (vier Songs im schrägen Cajun-Französisch der dortigen Siedler) kriegen durch zeitgemäße Rock’n’Roll-Dreingaben und gelegentliche Bläser-Attakken den Drive, der sie aus der Traditions-Mottenkiste holt „To The Country“ (Rounder 6073) ist das dritte Album der Band und das erfrischendste Statement aus Louisiana seit langem.

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