Nuggets von Jörg Gülden
Neues von den COALPORTERS, den Bannerträgern abgedrehter Verballhornungen. Wo Queen banal so hießen, wie sie hießen und ihre Alben bar jedweden Bezugs mit Titeln von Marx-Brothers-Perlen schmückten, beweisen diese Herren allein durch ihren Bandnamen Stil und setzen mit den Albentiteln
„Rebels Without Applause“ und „Land Of Hope And Crosby“ gar
noch gut einen drauf. Wer sich nun fragt, warum ihre dritte LP „Los London“ (Temple Bar 002) heißt, der hat nichts kapiert und darf kein Hotel in der Schloßstraße bauen.
Sid Griffin, einst Mastermind der Long Ryders, schafft hier erneut mühelos den Spagat zwischen klassischem US-Songwriter-Handwerk und fröhlidi-krudem Brit-Lärm. Daß er nebenbei die Gram-Parsons-Biographie „Grievous Angel“ verfaßte und dabei dessen verschollen geglaubte Perle „Apple Tree“ ausgrub und hier wiederbelebte, ehrt ihn – und krönt dieses famose Werk.
Wenn die Schublade quietscht und klemmt – dann versucht mal wieder
wer, HUGO RACE AND THE TRUE
SPIRIT in den Griff zu kriegen und irgendwo einzuordnen. Vergebene Liebesmüh, ihr tumben Archivare, der Mann paßt nirgendwo rein. Auch „Valley Of Light“(Glitterhouse GRCD 390), das bereits sechste Album des australischen Wanderers zwischen allen Kontinenten und Welten, mag bei oberflächlichem Hinhören nach vertrauten Blues-Schemata klingen. Doch wer sich mit dem Werk intensiver auseinandersetzt, für den öffnet sich – bei entsprechend niedrig angesetzter Erwartungshaltung – eine musikalische Büchse der Pandora.
Na, wie hätten Sie’s denn gern? Düster? Subtil? Knüppeltrocken? Aus einer anderen Galaxie? Oder dürfen’s so unglaubliche Neuauflagen wie die von Beefhearts „Clear Spot“ oder Chester Burnetts „Dirt Road“ sein? – Wenn sich Psychedelic Rock, Industrial, Blues und mehr so glänzend verstehen, dann hat die Suche ein Ende. Und nach dem Titelsong ist man Nosferatu begegnet und schweigt erschrocken-ergriffen.
Er schaut zwar aus wie Long john Baldry in seinen „It Ain’t Easy“-Tagen, aber mit 70er-Jahre-Brit-Rock
hat Steve Westfield, Boß der
SLOW BAND, absolut nichts am Cowboy-Hut. „Reject Me… First“ (Glitterhouse GRCD 387) ist nach „Mangled“ von ’93 das zweite Opus des traurigen Sinnsuchers aus Boston. So ungewöhnlich wie teilweise die Instrumentierung – Tuba, Posaune, Saxophon – ist auch Westfields Umgang mit seinen Songs. Balladen können zu Explosionen, Country-Gstanzls zu Psychedelic-Raumreisen werden, und wenn es Steve mal richtig packt, dann wird seine Fuzz-Gitarte zum Bulldozer. – Das Album als Schlaraffia-Wundertüte (mit der grantierten Ex-Dinosaur-Jr-Überraschung in jedem Exemplar!).
Wenn Handwerk und Kunst sich paaren, dann muß nicht automatisch Kunsthandwerk dabei herauskommen. Was uns
THRONeBERRY mit „Trot Out The En
cores“ (Alias A-086) lässig-laut beweisen. Sänger Rhythmusgitarrist und Tunesmith Jason Arbenz ist das bislang fehlende Bindeglied zwischen Pete Dello (Ex-Honeybus) und Lennon/McCartney, wobei seine drei Mitstreiter jedoch jedwede Anflüge von Schmalz oder Larmoyanz mit Karacho im Keim zu ersticken wissen. Brillant!
Schluß mit den Grabreden. Die Outlaws, Allman Brothers (die echten) und Marshall Tuckers sind nicht mehr – lang lebe JUPITER COJOTE! „Lucky Day“ (Blue Rose BLU 30.113-1), das bereits dritte Album des Quintetts aus Macon/Georgia, macht all die Southern-Rock-Verluste vergessen. Twin-Guitars, zwei Shouter voll des Südstaaten-Soul und Songs, lang wie ein Texas-Highway, lassen die Sonne südlich der Mason/Dixie-Line wieder aufgehen.
Noch mehr Gitarren gefallig? Bitte sehn WALT MINK, Trio aus New York, bieten nicht nur die in Hülle und Fülle sondern auch Gesangs
parts from heaven. Ihr „El Producto“
(Atlantic 7567-828312) schafft die Quadratur des Kreises: schräg zu sein und dennoch melodisch zu klingen. Die zarteste Versuchung« Zu beziehen sind die Alben in der Regel bei- Chill Music, Scheeren 12,28865 Lilienthal, Tbxim Records, Am Dobben 3,27330 Asendorfoder GUtterhouse, Grüner Weg25,37688 Beverungen