Nuggets von Ulrich Schüler
Endlich, nach knapp drei Jahren, legen VULGÄR BOATMCN ihr sehnlichst erwartetes drittes Album vor. „Opposite &x“(Blanco Y Negro/Warner 06 30-10941-2) wartet mit wunderschönen, fragilen Melodien und sehr einfühlsamen, bisweilen ergreifenden Texten auf. Daß es sich hier um die eindeutig besseren Silos handelt, ist sicher nicht nur im ständigen Austausch der Musiker beider Bands begründet Walter Salas-Humara, Mastermind der Silos, hier nur als Gastmusiker vertreten, hilft der Band, ihre ureigenen Fähigkeiten zu entdecken. Humaras fehlende ständige Präsenz läßt die „gewöhnlichen Bootsleute“, so richtig frei vom „Big Daddy“, ihre phantastischen Songs entwickeln. Die zwischen 1989 und 1994 live mitgeschnittenen 24 Titel der BoDEANS erschließen in ca. 113 Minuten auch dem Hörer daheim die Magie, welche den Besuchern dieses „Live On Stage“-Konzertes zuteil wurde. Joe Dirt Cdr“(Slash/ Reprise 9 45945-2) enthält einfach so wunderschöne Heartland-Harmonie-Vocals, daß einem schwindelig werden kann. Kein Wunder, bei den auf „good vibrations“ gestimmten Gitarren und der ausgezeichneten „Stimmung“ der Band. Die auf den beiden CDs enthaltenen Titel bieten zudem einen gelungenen retrospektiven Überblick der bisherigen Schaffensperiode. Eine reife, zeitgemäße, sehr rokkige, der „Untitled“-Byrds um Skip Battin und Gram Parsons verwandte Scheibe bescheren uns vier ebenfalls etwas reifere Herren aus Austin/ Texas. Auch auf dem zweiten Album der SHAKIN‘ APOSTELS gibt es wieder Gitarren satt. Langeweile kommt zwischen Countryund Rock-Reminiszenzen an die Charlatans aus San Francisco auf „Tucson“ (ESD Can. 80912) garantiert nicht auf. Inhaltlich geht’s hier um ein Siedlerpaar in den 20er Jahren, deren Geschichten von Freddie Steady und John Inmon (Lost Gonzo Band, Steven FromhoLz, JJ. Walker) glaubwürdig, in stimmungsvolle Bilder gehüllt, transportiert werden. Ausschließlich akustisch und im Alleingang entstand in Arizona ein subtiles Blues-Juwel, dessen wahren Werte sich nicht beim ersten Durchlauf offenbaren. „Arizona Blues“ (Willing WG 951) vermittelt auf unglaublich einfühlsame Weise, welchen Stellenwert der Begriff „Weite“ in HANS OLSONs „neuer Welt“ hat. Seine mehr erzählende als singende Stimme wird hier von seiner einfühlsamen Slide-Gitarre und einer Bluesharp begleitet, J Feel Like I’m Coming Home™“ ist einer der Songs, bei denen es dem Rezensenten schier die Sprache verschlägt Die ehemalige Stimme von Üncle Tupelo, Jay Farrar, ist zum Glück nicht verstummt Seine neue Band SON VOLT braucht Vergleiche nicht zu scheuen. Da auch Drummer Mike (Wet Licks) Heidorn wieder mit von der Partie ist, kann man durchaus von einem weiterentwickelten Konzept unter neuem Namen reden. J ,7wce“(Warner 9 46010-2) ist aufs angenehmste rauh, zart und unangepaßt. Wer einer Mixtur aus semiakustischen Rockern und Countryfolk zwischen Cracker und Crazy Horse nicht abgeneigt ist und zu alledem die Gear Daddies mochte, kann sich hier einen dicken Fisch an Land ziehen. Irgendwo zwischen Chris Burroughs, Calvin Russell und Peter HimmeLman soll es ja noch nicht besetzte Freiräume geben. Einen davon dürfte sich KEVIN CON-NOLLY mit seinem dritten Album JÄttk 7tw»“(Eastern Front 106) erobert haben. Pete Droge, Robert Vaughn und Greg Brown spuken bei den ersten Durchläufen ebenfalls im nach Schubladen suchenden Kopf herum. Doch Conolly ist einfach geniaL Er bietet Songwriting der Extraklasse. Trotz oder gerade wegen der ausgezeichneten Instrumentierung sollte ein Ohr (besser beide) auf die Lyrics geworfen werden. Argumente wie: „Ich achte aber nur auf die Musik“ werden mit Wahrheiten wie: „Schließlich denkt sich ja auch kein Mensch die Baßgitarre weg“ schonungslos enttarnt