Only Myocardial Infarction Can Break Your Heart :: Salonfähige Schwermut vom kunstfertigen Mann aus Bristol
Mit dem Scheitern kennt er sich aus, mit der Sauferei, dem Geflenne und mit allerhand Schutthalden der menschlichen Gefühlswelt sowieso. Auf seinem neuen Album präsentiert sich Matt Elliott nun auch noch als medizinisch kundiger Herzensbrecher. Der desillusionierte Blick auf Liebesleid und Herzschmerz gehört ja zur déformation professionnelle des zeitgenössischen Songwriters. Hauptsache, Musik und Gesang lassen inmitten all der Trübsal ein gerüttelt Maß an Sehnsucht anklingen; sonst wäre die berufsbedingte Schwarzseherei nicht nur arg eindimensional, sondern auch kaum auszuhalten.
In der dunklen Stimme des nach Frankreich ausgewanderten Briten, die an Leonard Cohen oder Stephin Merritt erinnert, glimmt stets ein Fünkchen Hoffnung, um seinen sarkastischen Texten und Zeitdiagnosen ein Gegengewicht zu verleihen. Auch auf „Only Myocardial Infarction Can Break Your Heart“ herrscht in erster Linie Heulen und Wehklagen zu Moll-Akkorden; das über 17-minütige Eröffnungsstück, ein aufkommender und abflauender Sturm der gezupften Gitarre, heißt nicht umsonst „The Right To Cry“. Abgesehen von den fingerfertig dargebotenen Melodien der Zerrüttung, die oft auf südeuropäische Folklore zurückgreifen, wandelt der Gründer von The Third Eye Foundation stilistisch auf einem schmalen Grat zwischen dem parkettsicheren Schmelz der Tindersticks und dem Schmalz seines Labelkollegen Yann Tiersen.
Elliotts Hang zu elektrisch verstärkten Dissonanz-Attacken – etwa in „Again“ und „Prepare For Disappointment“ – lässt glücklicherweise jeden Gedanken an Amélie Poulain wieder verfliegen. Wer das vielfältige, meist originelle Schaffen dieses Songwriters seit Längerem verfolgt, muss sich beim Kauf der neuen Platte sicher nicht auf eine Enttäuschung gefasst machen. (Ici D’ailleurs/Cargo) ALEXANDER MÜLLER
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