Roy Cady, der Ich-Erzähler des im Original vor vier Jahren erschienenen Romans „Galveston“, hat nicht nur dieselben Initialen wie der „True Detective“ Rustin „Rust“ Cohle aus der zurzeit allerorten gefeierten gleichnamigen HBO-Serie – beide stammen auch ursprünglich aus Texas, beide verschlägt es schließlich nach Louisiana, beide sind schwere Trinker und nihilistische Einzelgänger. Vielleicht nicht weiter […] mehr…
Vor sieben Jahren legte Michael Kleeberg in seinem Roman „Karlmann“ eine Phänomenologie der Männlichkeit vor, die in ihrer sprachlichen Virtuosität und Schonungslosigkeit an John Updikes Rabbit-Romane erinnerte. In „Vaterjahre“ schreibt er die Geschichte nun fort. Zum zweiten Mal verheiratet, dieses Mal nicht mit der heißen Traumfrau, sondern eher dem mütterlichen Typ, Vater zweier Kinder, Geschäftsführer […] mehr…
Einmal mehr erzählt Lisa Kränzler von dem (selbst-)quälerischen Dasein eines weiblichen Borderline-Charakters. In ihrem Debüt „Export A“ hatte sie von der deutschen Austauschschülerin Elisabeth Kerz im evangelikalen Kanada geschrieben und im 2013 für den Leipziger Buchmessepreis nominierten Entwicklungsroman „Nachhinein“ ließ sie ihre Leser in die Köpfe ihrer beiden klischierten Sozialtypen Jasmin und Lotta blicken. Nun […] mehr…
Zehn Drinks zu viel zur falschen Zeit, der Schwindel des Absturzes, der wie ein Höhenflug erscheint. Thomas Melle erzählt vom Abrutschen, von Devianzen, von den falschen Entscheidungen und Nicht-Entscheidungen. Und das muss man erst einmal schaffen, ohne dabei ins Sozialchauvinistische abzugleiten. Hauptfigur Anton hat 3000 Euro Schulden, das ging ganz schnell, dann kam eins zum […] mehr…
Die Erzähler dieser vier ziemlich langen Kurzgeschichten sind rechtmäßig gescheiterte bzw. dilettierende Schriftsteller. Ein fauler Trick. Man soll das Versagen nicht dem Autor anlasten, sondern seinen talentlosen Protagonisten. Cohen macht das mit vollem Kalkül und gewaltigem sprachlichen Aufwand. Einer arbeitet als Korrektor von Beipackzetteln, leidet an einem Aufmerksamkeitsdefizit und will eine Eifersuchtsmordgeschichte schreiben, die nicht […] mehr…
Dave Eggers erzählt weiter an der Gegenwart entlang. Nachdem er über Flüchtlingsschicksale geschrieben hat und über Opfer des Hurrikans Katrina, den paranoiden Krieg gegen Terrorismus und die globalisierte Wirtschaft, die er im fantastischen „Hologramm für einen König“ in kafkaesker Lesart präsentierte. Im 2013 erschienenen Roman „The Circle“, der nun in der Übersetzung von Ulrike Wasel […] mehr…
Julie, Ash und Ethan sind der Kern eines verschworenen Freundeskreises, der sich 1974 in einem Sommerferienlager gebildet hat. Bei der feierlichen Namensgebung der Clique im Kreativcamp – „lasst uns als Die Interessanten bekannt sein“ – setzt der Roman ein. Wolitzers Erzähler begleitet die Mitglieder dieses Kreises durch die nächsten vierzig Jahre, ohne dabei in Sentimentalitäten […] mehr…
Filmstars sind eine Erfindung cleverer Studio-Mogule. Die Idee stammt aus der Zeit, als die noch junge Attraktion der Bewegtbilder erste Abnutzungserscheinungen zeigte, und die sich verflüchtigende Magie des Kinoapparats menschliche Projektionsflächen erforderte. Die Traumfabrik als Illusionsmaschine. Stars spielten in diesem System eine schizophrene Rolle: Sie mussten ihrem Publikum Nähe suggerieren und verkörperten zugleich die unerfüllten […] mehr…
Dieser Film des Autors und Regisseurs John Carney („Once“) haucht dem warmen Sommer eine Brise Humor, Herzschmerz und entzückende Romantik ein. Klar, Carney hat „Once“ noch einmal gemacht, nur mit größeren Stars und größerem Budget. Erstaunlicherweise hasst man ihn nicht dafür. „Can A Song Save Your Life“ nimmt einen für sich ein, indem er nicht […] mehr…
Florian David Fitz als Yoga-Lehrer zu besetzen, der frustrierte mittelalte Frauen bezaubert, ist ein schöner Kniff. Dieser Andi, so heißt er, hat dann auch einige Probleme hinter seiner spirituellen Fassade versteckt. Und den Teilnehmerinnen seines Kurses geht es ähnlich. Nur Zahnärztin Coco, die kurz vor der Hochzeit mit dem Immobilienmakler Carlos steht, scheint gegen jede […] mehr…
Es sei ihm unheimlich, dass ihm so viel Aufmerksamkeit geschenkt werde, weil er einen Ball in einen Korb werfen könne, sagt Dirk Nowitzki am Ende von Sebastian Dehnhardts Dokumentation, und in der Tat bringt man den stieseligen Schlacks, dessen Karriere man hier zwei Stunden auf der Leinwand begleitet, nicht mit dem Wort Superstar in Verbindung. […] mehr…
Die Kapitelüberschriften gemahnen an betuliche Romane des 18. Jahrhunderts, handlungsprall und schnurrig: „Kapitel eins: In dem der Leser Monroeville und Harper Lee kennenlernt und auf TCs erste große Party geht“. Der Tonfall täuscht, denn die Erinnerungen, die George Plimpton zusammengetragen und 1997 in den USA veröffentlicht hat, sind zwar voller Anekdoten, aber sie haben nichts […] mehr…