In einer Zeit, in der tschechische Präsidentschaftskandidaten nicht mehr wie ebensolche aussehen, präsentieren sich auch Soulsänger anders, als man sie sich gemeinhin vorstellt. Ganz Slacker-mäßig im Holzfällerhemd, mit zottelig-langem blonden Haar und wuchtiger Hornbrille, taucht beispielsweise Allen Stone auf, ein blasser Amerikaner vom Land. Erhebt er jedoch die Stimme, dann traut man seinen Ohren kaum: […] mehr…
Es gab immer genügend Platz für eine Band neben AC/DC. Für Rückwärtsgewandte, die ebenfalls nicht loskamen vom Blues’n’Boogie, auf die hübschen Killernieten und Horns nun aber auch nicht verzichten wollten. Krokus waren die ersten in der Reihe. Die frühen Alben aus den Siebzigern muss man nicht kennen. „Metal Rendezvous“ und „Hardware“ goutierte man als erste […] mehr…
„I climbed a mountain not knowing that I had/ Took no protection, not much of anything/ There I was, sitting on the roof of the world/ Not knowing how I got here or how to leave.“ So beginnt Dido Armstrong das Lied „Sitting On The Roof Of The World“, das schönste auf ihrem vierten Album, […] mehr…
Wo heute Disney residiert, lief einem 1976 Travis Bickle über den Weg. Mit seinem Taxi fuhr der Vietnamveteran durch Manhattan, über den Times Square und die Lower East Side. Bickle ist ein Überzeugungstäter mit gestörter Wahrnehmung. Einer, der nicht verstehen kann, dass seine Angebete zum ersten Date nicht mit ihm in ein Pornokino will; und […] mehr…
Er ist der stille Verzweifelte, der hochsensible Ich-Erzähler, der Depressionen vertont, sich selbst schonungslos bloßstellt. Einer, der in atmosphärischen Soundlandschaften zwischen Elektro, Folk und Pop herumirrt, weil er sich offenbar noch nirgendwo richtig heimisch gefühlt hat. Wie schon auf „Queen Of Denmark“ versammelt John Grant auf „Pale Green Ghosts“ dunkelgetönte autobiografische Pop-Kostbarkeiten – auch wenn […] mehr…
Til Schweiger wählte nicht von ungefähr ihr „Stay“ als Titelsong für seinen Film „Kokowääh“: Hurts berühren von allen europäischen Seelen die deutsche ganz besonders. Das Duo durfte auch Rosenstolz remixen und im Berliner Hotel „The Weinmeister“ ein nach ihnen benanntes Zimmer einrichten, während im Trophäenschrank der Bambi blitzt. Ihre an den Sound der 80er-Jahre anknüpfenden […] mehr…
Es hat der Superlativen kein Ende: Gary Clark Jr., so liest man, ist die Zukunft des Texas-Blues, der neue Hendrix gar, eine Superkanone unter den Superkanonen. Dave Matthews, Eric Clapton und die Rolling Stones bitten zum Solo, Alicia Keys und Sheryl Crow zum Duett, Barack Obama lädt ins Weiße Haus ein. Nicht ohne Grund. Der […] mehr…
Wo kommt denn Adam Ant plötzlich wieder her? Und wieso klingt sein Opener „Cool Zombie“ ungefähr, als würden Gun Club „Hey Joe“ spielen? Schließlich kennt man den Mann vor allem von seinen beiden Anfangsachtziger-Alben, mit dessen hooliganistisch rummelndem Dschungel-Rock’n’Roll Ant zu einem der erfolgreichsten Pop-Acts der Nachkriegszeit im Punk wurde – und dank eines ausgesprochen […] mehr…
Alles neu: Die Britpopper Stereophonics veröffentlichen jetzt auf ihrem eigenen Label – und präsentieren sich von einer anderen Seite. Ein Lied klingt nach Tom Petty, eines nach Nick Cave, eines nach Coldplay. Kelly Jones macht, was ihm gefällt und bricht mit den eigenen Konventionen. Das wirkt leider etwas planlos und beliebig. mehr…
Rätselhaft schimmert der Waldsee am Abend, die Wipfel rauschen, die Sonne sendet letzte Strahlen über das Wasser; froh sitzt man mit einem selbstgeschnitzten Pfeifchen auf der Blockhüttenveranda und schmaucht ein duftendes Kraut. Doch horch! Was schallt da vom anderen Ufer heran? Eine liebliche Frauenstimme singt ein melancholisches Lied! Man hört die Melodien und hört, wie […] mehr…
Emeli Sandé Was einen von Beginn an an diesem Konzertmitschnitt Emeli Sandés verwundert, ist die seltsame Gestandenheit der Gesamtperformance. Natürlich trägt dazu schon die 140 Jahre alte, holzvertäfelte Royal Albert Hall bei, deren 41 Meter Deckenhöhe Regisseur Paul Dugdale – der im vergangenen Jahr auch Coldplays Live-DVD beaufsichtigte – für heroisch weitwinklige Aufsichten benutzt, in […] mehr…
Carl Weissner hatte „seine Amerikaner“ dann doch im Stich gelassen, das Übersetzergeschäft nach vielen Jahrzehnten endlich drangegeben, um eigene Prosa zu publizieren. Zwei Bände erschienen in rascher Folge bei seinem späten Hausverlag Milena. Er arbeite jetzt an zwei Romanen gleichzeitig, schrieb er mir 2011, in einem unserer letzten Mailwechsel. Die Zeit laufe ihm davon. Wie […] mehr…
Es ist durchaus bezeichnend für den negativen Idylliker Manfred Maurenbrecher, dass er dem Ende des Maya-Kalenders seine eigene Endzeitvision entgegensetzt, „Welt ist am Durchdrehn“. Die von Omas, Nörglern und Stammtischen bekannte Binse bekommt bei ihm einen Zug ins Romantische: „Und es ist Vollmond heute/ Herzzerreißendes Ende/ Wie ein Gottesdienst da draußen/ Nimm noch mal meine […] mehr…
Der wahre Boss von Peter Ames Carlin Es ist kaum zu glauben, aber dies ist tatsächlich die erste von Bruce Springsteen autorisierte Biografie. Insofern darf man davon ausgehen, dass alle kleinen und großen Geschichten, die Anekdoten und Details wirklich stimmen – oder zumindest so erzählt werden, wie der Boss es sich wünscht. Er kommt allerdings […] mehr…
Teenies, Strand und Sex – der alternde Hipster Harmony Korine erfindet sich mit einem Märchen aus dem modernen Amerika neu James Franco, Vanessa Hudgens Regie: Harmony Korine Start: 21.3. Einige der Qualitäten dieses Films sind zu offensichtlich, um sie vorbehaltlos zu genießen: Sonne, Strand, Musik, Gangster, und vor allem vier hübsche Teenage-Girls, die überaus leichtbekleidet […] mehr…
Dem US-Autor Dave Eggers gelingt es wie zurzeit keinem Zweiten, das Selbstverständnis seines Heimatlandes zu reflektieren. Seinen neuen Antihelden schickt er zur Verteidigung Amerikas in die saudische Wüste von Dave Eggers Wäre man vor zehn Jahren gefragt worden, wer von all den gefeierten US-Jungautoren gerade an der Great American Novel schreibe, hätte man wohl als […] mehr…
Steven Wilson The Raven That Refused To Sing (And Other Stories) **** Drittes Soloalbum von Porcupine-Tree-Mastermind und Progrock-Eminenz Steven Wilson. Es sind all die alten Tugenden des Genres auf dem Album – Zwölfminutenlieder, Querflöten, Jazzgitarren, vertrackte Breaks, Rockbreitseiten. Fabelhaft, weil Wilson mit großer Ehrfurcht vor den alten Meistern agiert, aber kein Epigone ist, sondern ein […] mehr…
Angst erfüllt einen, wenn man das neue Richard-Thompson-Album abspielt. Das, was man stets befürchten musste und doch nie für möglich gehalten hätte, wird im rumpelnden Folk-Standard „Stony Ground“ Realität: ausuferndes Gegniedel, das dem knarzigen Schaukelstuhl-Rock von John Hiatt gefährlich nahe kommt. Was an sich nicht schlimm ist, nur liebt man Thompson ja weniger für seine […] mehr…
Alles, bloß nicht untätig bleiben! Seit Sonic Youth sich im Herbst 2011 aufgelöst haben, verblüffen uns die Ex-Mitglieder der Band mit einer fast schon hektisch hervorgebrachten Vielfalt von Solo- und neuen Bandprojekten. Von freilich recht unterschiedlicher Güte: Lee Ranaldo ist mit dem verfuzzt-melancholischen Psychedelicrock auf „Between The Times And The Tides“ eines der tollsten Alben […] mehr…