Bear Family hatte gerade die zweite Sammlung mit Songs des fast vergessenen Jim Ford veröffentlicht, als der große Wahnsinnige Ende des Jahres 2007 starb. Was eine ebenso tragische Ironie hatte wie die gesamte abgebrochene Karriere des Songschreibers, denn längst hielten ihn sogar Wohlmeinende für tot, als Bänder aus einem Wohnwagen ans Tageslicht gebracht wurden. Das […] mehr…
Die Zeiten, in denen so genannte Independent-Künstler auf drei Akkorden herumdengelten und dann alles auf einem Anrufbeantworter aufnahmen, sind lange vorbei. Wenn einen heute irgendwo neue, ambitionierte, erhabene, komplexe Musik ergreift, ist es nicht unwahrscheinlich, dass sie- der Technologie sei Dank- in irgendeiner mietpreisgebundenen Kleinstwohnung aufgenommen wurde. „Yellow House“, das letzte Album des Quartetts Grizzly […] mehr…
Was will sie uns damit sagen? Womöglich dies: Ich, Chrissie Hynde, spiele das Spiel alle Jahre wieder immer noch mit. Aber ich spiele es auch 30 Jahre nach „Pretenders“ immer noch nach meinen Regeln. Ein „Best Of“ als Mogelpackung, aufgehübscht mit zwei neuen Song-Nichtigkeiten, als Kaufanreiz für die harte Fan-Gemeinde? Nicht mit mir. Dieses „The […] mehr…
Ob es ein Zeichen ist, dass die Türchen zu diesem Kuriositätenkabinett gleich beim ersten Öffnen aus den Angeln reißen und kaputt sind? Ein bisschen Tesafilm hilft, doch die Legende von Jane’s Addiction ist nicht so leicht zusammenzuflicken. Warum waren die noch mal so wichtig? Man erinnert sich an das Crossdresser-Video zu „Been Caught Stealing“, das […] mehr…
„Man – Rhinos, Winos & Lunatics“ von Deke Leonard trägt in der deutschen, von Jörg Gülden gut übersetzten Fassung nicht ohne Fug und Recht den Untertitel „Die Legende einer Rockband“. Um die Musik der Waliser und diese Niederschrift eines ihrer maßgeblichen Mitglieder richtig goutieren zu können, wäre es freilich hilfreich, eine gewisse Affinität zu Jams […] mehr…
Elvis Costellos Liebe zum amerikanischen Süden und zur Country Music reicht zurück bis ins Jahr 1981- und man kann sagen, dass sie nicht immer erwidert wurde. Seine schönste Arbeit dieser Art bleibt „King Of America“ von 1986, die Platte, die er mit Elvis Presleys Musikern aufgenommen hatte und die von T Bone Burnett produziert wurde. […] mehr…
Wolfsjunge mit Geige, androgyner Naturbursche, lover in Technicolor– Patrick Wolf hat in den letzten sechs Jahren so manche Inkarnation durchgespielt. Als er vor zwei Jahren den liebestrunkenen Synthie-Pop von „The Magic Position“ aufführte, war er mit dem Kopf schon wieder ganz woanders. Er trug zwar noch die gleiche rote Mähne wie auf dem Albumcover, doch […] mehr…
Im Herbst des Jahres 1989 geschah es das eine Mal, dass der Traum aller Waschzettelschreiber, Plattenfirmenschwätzer und Marketingschwengel wahr wurde: Auf die Bühne trat der 25-jährige Lenny Kravitz, ein Multikulti-Weltenkind aus New York, ausgebildet im Kirchenchor, firm an allen Instrumenten, geschult an Otis Redding, Jimi Hendrix und Sly Stone, vor allem aber auch an John […] mehr…
Vor einigen Jahren sah es kurz so aus, als hätte der alte Rostpisser Iggy Pop tatsächlich eine Möglichkeit gefunden, in Würde zu altern. Pop veröffentlichte damals mit „Avenue B“ ein ambitioniertes Album, auf dem er der Straße im New Yorker East Village mit spoken words undgediegenen Balladen respektvoll huldigte. Danach ließ der Veteran mit grotesken […] mehr…
Die Abwesenheit von Eitelkeit kann es nicht sein, die Barbra Streisand den Vergleich zweier Konzerte von 1994 und 2006 gestatten lässt. Nun ist das Werk von Kosmetikern, Chirurgen, Kostümbildnern und Stylisten auch ungewöhnlich gelungen, weshalb die Sängerin bei dem späteren Auftritt souverän mit ihrem Alter kokettieren kann- gegenüber den schmierigen Knödeltenören von Il Divo, die […] mehr…
Kann das gehen? 14 Jahre, nachdem Richey Edwards spurlos verschwand, kramen die Manic Street Preachers noch einmal ein paar Texte des Verschollenen hervor. Bassist Nicky Wire hatte die Notizbücher, die sein Freund ihm einst gab, stets aufbewahrt, aber nicht gewagt, sie in eine musikalische Form zu bringen. Nun, 15 Jahre nach „The Holy Bible“, ist […] mehr…
Wenn eine Band jemals de facto pleite war und trotzdem nicht Insolvenz anmeldete, dann die Who circa 1967/68. Beatles, Kinks und Rolling Stones spielten zu der Zeit zumal in Amerika längst in einer ganz anderen Liga, während die frühen Who-Singles und -LPs dort allen Tourneen zum Trotz gnadenlose Flops blieben. So konnte man den Popstar-Lebensstil, […] mehr…
Es hat etwas wunderbar Nerdiges, Mixtapes für eine gehobene Kunstform zu halten. Man liebt es, wie ein Lied mit dem anderen in Kontakt treten zu scheint, wie stilistische Übereinstimmungen sich durch ein Repertoire ziehen und eine Geschichte erzählen. Ein schöner Zeitvertreib! Gibby Haynes (Butthole Surfers) macht solche Tapes offenbar schon seit Jahren für seinen Kumpel […] mehr…
Die wenigsten Leute hören ja Platten von Marilyn Manson. Man beschäftigt sich mit dem Medienphänomen, macht sich eine Meinung zu Schock, Schmock und Bürgerschreck. Ist die Musik wichtig? Immerhin hat es in der Vergangenheit gelegentlich Singles geben, die nicht nur nachrangiges Element der Selbstinszenierung war. Der düstere Schlamm ist nicht per se attraktiv, wirklich nicht. […] mehr…
Diese Edition ist die Therapierung einer narzisstischen Kränkung. 1995 wurde „Southpaw Grammar“ auf RCA Victor veröffentlicht, dem Label, auf dem die Alben von Elvis Presley erschienen waren. Der in England seit dem „Madstock“-Vorfall 1992 verfemte Morrissey wurde zuletzt mit „Vauxhall & I“ verwöhnt, einem überall gelobten Album. „Southpaw“ begegnete die Kritik- und nicht nur die […] mehr…
Bis Mitte Mai lief in der Kunsthalle Düsseldorf die von Sonic Youth konzipierte Ausstellung „Sensational Fix“. Über 20 000 Besucher sahen dort unter anderem Vorlagen für Plattencover, frühe Konzertflyer, Fanzines, Poster, Texte der Bandmitglieder und Bandfotos von James Welling, Sofia Coppola oder Richard Kern. Seit 28 Jahren gibt es diese Band nun schon, und dennoch […] mehr…
Sympathy For The Devil, herausgegeben von Albert Kümmel-Schnur, ist eine Sammlung mal gelehrt blendender, mal nachdenklich-gelehriger Aufsätze, die sich jeweils einer Zeile des Stones-Klassikers annehmen und diese dann auf Teufel komm‘ raus deuten: literarisch, philosophisch, erkenntnistheoretisch, theologisch, historisch, kulturkritisch, politisch oder biografisch. Oder völlig verkrampft. Unter denen, die von den Autoren als Zeugen bemüht werden, […] mehr…
Die beiden Musiker lernten sich kennen, als Steve Winwood 16 und Eric Clapton 18 Jahre alt war. Damals swingte London, und beide galten als Wunderknaben: der eine noch mit der Spencer Davis Group, der andere bei John Mayall’s Bluesbreakers. Als Clapton 1967 Cream gründete, war Winwood mit Traffic beschäftigt. Die gemeinsame Arbeit bei Blind Faith […] mehr…
Zur Erinnerung: Jarvis Cocker ist der Mann, der vor nun auch schon wieder mehr als zehn Jahren die Devise „Irony is over“ ausgegeben hatte, auf der Platte „This Is Hardcore“ von Pulp, die sehr ironisch war und gar nicht witzig. Dass Cocker, längst von Pulp getrennt und mit einer erratischen Solo-Platte nicht sensationell gefeiert worden, […] mehr…
Green Day waren die Rotznasen der 90er Jahre, von denen kein Mensch annahm, sie würden je erwachsen. Seither überraschen sie uns ständig. Was ist bizarrer: dass ihr achtes Album so ambitioniert, so mutig ist- oder dass sie überhaupt bis zum achten Album gekommen sind? „I got no motivation“ sang Billy Joe Armstrong 1994 in „Longview“. […] mehr…