Das Vorstadtidyll kann eine Hölle sein, vor allem wenn man wie Lena 16 Jahre alt ist, sich die beste Freundin dem nächstbesten It-Girl des Jahrgangs zuwendet, der heißeste Flirt nur heiße Luft ist und die Eltern mit sich selbst zu tun haben. Der Trost für die innere Einsamkeit wartet online. Bei LenaLove (so ihr Profilname […] mehr…
Die USA sind mit ihrer ureigensten Sound-DNA oft nachlässig umgegangen – signifikant, dass ein Ausländer dem Erbgut hier ein Denkmal setzt. In seinem zweiten Band über die Jazzhelden hebelt der deutsche Fotograf Arne Reimer die klassische Interviewsituation aus und findet zu den 50 Porträtierten einen tiefenscharfen Zugang, festgehalten in einer Fülle respektvoller, manchmal fast magisch […] mehr…
Kritiker bemängeln am „Batman“-Soundtrack mangelnde Tiefe: Die Lieder würden nur alberne Filmsituationen beschreiben. Dabei lässt sich zwischen den Zeilen leicht erkennen, dass in dieser hochklassigen Song-Sammlung persönliche Erfahrungen stecken. mehr…
Die Blumen, überhaupt die Natur hat es Rudolf Thome angetan. Das, was man so „die kleinen Dinge“ nennt: Wir sehen den Regisseur von „Rote Sonne“ und „Berlin Chamissoplatz“ in diesem Film viel im Garten arbeiten, auf seinem Hof außerhalb Berlins, der alles andere ist als eine von diesen Datschen für hippe Mitte-Berliner; wir sehen ihn […] mehr…
Der Protagonist von Rick Alversons „Entertainment“ ist auf dem Flugzeugfriedhof in der kalifornischen Wüste gut aufgehoben. Zwischen den verrosteten Wracks fällt der verschwitzte Mann mit der gelben Truckermütze kaum auf. Die desolate Tristesse dieser Eröffnungseinstellung besitzt Symbolwert. So beginnen Komödien, die tragisch enden. Gregg Turkington spielt einen Komiker, der sich auf einer schier endlosen Tour […] mehr…
Die Veröffentlichungsflut nach Bowies Tod machten bislang vor allem Bildbände aus. Auch dieser wirkt edel: Alles drin, von Ziggy Stardust bis zum „Let’s Dance“-Popper. Leider sind sämtliche Bilder längst bekannt und ausgerechnet die bekanntesten auf Doppelseite großgezogen. Chris Welchs („Melody Maker“) Essay vermag die zum Ende hin konfuse Foto-Chronologie (Ziggy, 1973, wird mit dem Goblin […] mehr…
Das Unheimliche in den Filmen von David Lynch wird schon seit seinem Regiedebüt, „Eraserhead“, über die akustische Ebene zumindest verstärkt. Heizungen brummen wie Miniaturfabriken, Streichhölzer explodieren mit ohrenbetäubendem Lärm. Auch die Wahl des popkulturellen Soundtracks ist bei Lynch gekonntes Kalkül: Rammstein verdanken ihre Weltkarriere wohl vor allem „Lost Highway“; auch hätte niemand vor „Blue Velvet“ […] mehr…
Der Frankfurter Bodo Kirchhoff operiert mittlerweile äußerst produktiv auf der Höhe seiner Kunst. Stets erzählt er dabei von Lebensfluchten, denen er mit der Novelle „Widerfahrnis“ nun auch die der Flüchtlinge hinzufügt. Wobei wir aus dem Kopf des Erzählers, Kirchhoffs Alter Ego, meist nur schwer ausbrechen können. Dieses entwirft darin Bilder von ergreifender Schönheit und Altersweisheit, […] mehr…
Irgendwann in dieser zwischen Selbstentblößung und Selbstbefreiung changierenden Prosa übernimmt die Ausweglosigkeit, die Thomas Melle seit Jahren empfindet, den Erzählrhythmus. Die Realität des Autors und Übersetzers, der sich als eine „Gestalt aus Gerüchten und Geschichten“ sieht und nun dagegen anschreibt, verschiebt sich erneut ins Zentrum der „monumentalen Verzerrung“ der Welt. In Bukowski-Manier stört er schließlich […] mehr…
Der Schotte John Burnside ist vielleicht der letzte Mystiker unserer Tage, zeigt er seinen Lesern doch in seinen düsteren, nicht selten apokalyptischen Romanen und seinen Gedichten, die nun endlich in dem jüngst erschienen zweisprachigen Band „Anweisungen für eine Himmelsbestattung“ auch in deutscher Übertragung vorliegen, die Geheimnisse hinter den Erscheinungen. Das gilt umso mehr für seine […] mehr…
Der nichtgläubige Spross einer Rabbinerdynastie Leonid Kapitelman kam Anfang der 90er-Jahre mit Frau und Sohn aus Kiew nach Leipzig. Die jüdischen Kontingentflüchtlinge fanden in einem der Plattenbauviertel eine Wohnung, Leonid eröffnet einen Russische-Spezialitäten- Laden, der mehr schlecht als recht läuft. Als Leipzigs Pegida- Ableger eine ganze Straße in einem linken Szeneviertel zerlegt, fragt sich Leonids […] mehr…
Für den nach „Onno Viets und der Irre vom Kiez“ und „Onno Viets und das Schiff der baumelnden Seelen“ dritten und zentralen Band um den liebenswürdigen Lebensversager Onno Viets schickt Frank Schulz seinen Protagonisten auf eine Landpartie. Nach seiner hanebüchenen Begegnung mit dem Irren vom Kiez leidet Hamburgs skurrilster Privatdetektiv an einer posttraumatischen Belastungsstörung und […] mehr…
Christian Kracht mache in seinem Roman demokratiefeindliches Denken mainstreamfähig, schrieben Rezensenten zum Vorgänger, „Imperium“ – der Fall wurde so hitzig diskutiert, dass der Leinenanzug tragende Kosmopolit sich außerstande sah, nach Deutschland zu kommen, um daraus zu lesen. Auch in „Die Toten“ findet der Suchende wieder problemlos jene antimoderne Faszination für eine Zeit, in der noch […] mehr…
Wer im vergangenen Jahr einen englischen Buchladen betreten hat, wird dort die Romane einer allem Anschein nach italienischen Autorin namens Elena Ferrante in der Auslage gesehen haben. Die Buchcover mit ihren ins Kitschige verfremdeten Fotografi en von Mädchen und Frauen, die dem Betrachter den Rücken zuwenden, gaben die Ahnung, es handle sich hier um sogenannte […] mehr…