Motorhead? Hört da eigentlich noch jemand hin? Oder haben sich bei Lemmy und seinem Manipel nicht längst – und wie so oft bei den archaischen Figuren der Rockhistorie – sündiger Mythos und Anekdote vor die profane, faltige und leider auch manchmal etwas ennuyante Realität geschoben? Nun, wer’s wagt, wird sogleich überrascht festellen, dass der Opener […] mehr…
Das Debütalbum von Vega 4 war schon mal fertig: Vor ein paar Monaten hatte das heiß umworbene Commonwealth-Kollektiv (jeweils ein Ire, Engländer, Neuseeländer und Kanadier) nach einer recht langen Sondierungsphase die erste Session unter der Regie von Produzent John Cornfield abgeschlossen – und für unzureichend befunden. Der beizeiten etwas rudimentär rumpelnde Sound, das ließ die […] mehr…
Depeche Mode – Goodnight Lovers (MUTE) Das Ereignis ist weniger die vierte Auskopplung aus „Exciter“, eher die Bonus-Tracks: „When The Body Speaks“ ohne Beat als Kammer-Pbp, das Titelstück abgespeckt und speziell der ohrenvernichtende Albtraum-Mix „The Dead Of Night“ vom Pariser Digital-Punk Electronicat Dessen Terror-Kuschel-Maxi „Amour Salé“ (Disko B/EFA) mit einem französischen „Tainted Love“ sei noch […] mehr…
Ian Brown ist noch immer darum bemüht, endlich eine Nische im Musikgeschäft zu finden. Die Stone Roses gibt es seit Jahren nicht mehr und ausgeravet hatte es sich ohnehin schon zuvor. Brown ist kein zorniger junger Mann mehr, der die Jugend mitreißt Er war auch nie ein genialer Songschreiber – aber er hat eine großartige […] mehr…
Der Möbelschlepper des amerikanischen Traums berichtet wieder Schon seine Albumtitel hatten immer etwas Kategorisches, Apodiktisches. Von der falschen Gegend in Memphis berichtete er, dann gar von der anderen Seite des Lebens. So wie halt der US-Amerikaner an sich gern dazu tendiert, nur zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, ohne die Grauzone dazwischen zu sehen. Klar, […] mehr…
The CooperTempie Clause See This Through And Leave (MORNING/BMG) Eklektizismus a go go vom Sextett aus Reading. Rock’s rieh tapestry, kühn verlegt auf einer Debüt-LP! Floydianische Ambitionen und beatleske Simplizität, Oasis, Electronica und AltCountry. Look dad, was wir schon alles können. Beachtlich, Kids, beachtlich. Die Concrete-Noise-CoIlage „555-4823“ hättet ihr uns ersparen können, aber „Film Maker“ […] mehr…
Ludacris Word Of Mouf (DEF JAM) Missy Elliots „One Minute Man“ nimmt auf seinem dritten Album wieder die Welt des Rap auseinander, hechelt bei „Saturday (Oooh Oooh!)“ über poppende Hühner und feiert die Klischees der Protzer und Poser mit sinnfreien Sketchen und selbstironischem Geschwätz. Wochenend-Party-Tracks, funky, sexy und immer schrill. 3,0 Killa Beez – The […] mehr…
„This is kind of more sophisticated…“, nölt irgendwer zu Beginn des sechsten Stücks „Hold On“ – das ist der Schlüssel zum Werk der Jon Spencer Blues Explosion. Auch Menschen, die mit Rock sonst nichts anfangen können und „Exile On Main Street“ nicht mit spitzen Fingern anfassen würden, schwören auf den Riff-Rock von Jon Spencer. „Die […] mehr…
I – I (Glitterhouse) Wenig bis gar nichts erfährt man über den Urspung dieser Platte. Glaubt man dem Cover-Foto, spielten zwei junge Männer und eine junge Dame in einem Jugendzimmer dieses wundersame Album ein. Schaut man genauer hin, erfährt man, dass das Album Anfang März letzten Jahres im Klingon Science Reading Room (?) in Dresden […] mehr…
Dakota Suite TheWaylAmSick GLITTERHOUSE Zß’ei volle CDs mit Instrumentalmusik der Depressionskünstler Es ist das Schlüssel-Schloss-Prinzip. Ein offensichtlich betont schwarz sehender Kerl namens EUiot Sturdy schickt eines seiner verschreckt-introvertierten Gedichte an Dakota Suite-Vorsteher Chris Hooson. Der liest, saugt auf und transportiert die tief verzweigten Ängste und Wirrungen Sturdys in passende Noten und Töne. Es entsteht ein […] mehr…
Amanda Marshall – Everybodys got a story (Sony) An die Locken und die beeindruckende Zahnreihe kann man sich erinnern, aber mit welchem Song wurde Amanda Marshall gleich noch berühmt? „Let It Rain“ war’s, vor mehr als fünf Jahren, und seitdem war nicht viel. Nun scheint die Kanadierin endlich befreit vom Erfolgsdruck und in der Lage, […] mehr…
Die unverhofften Shooting Stars der Brit-Saison 1998, nach „Bring It On“ sogleich Platin-prämiert und Award-überschüttet, gönnten sich nach ihrem zweiten Album, „Liquid Skin“, eine kleine, wohlverdiente Auszeit. Für eine EP („Machismo“), eine halb alte, halb neue Compilation („Abandoned Shopping Trolley Hotline“) und einen Haufen Konzerte reichte es dennoch, bevor es in einem alten Landgut in […] mehr…
Als Damon Gough alle Preise abgeräumt, alle Platin-Schallplatten entgegengenommen und allen Zweiflern bewiesen hatte, dass dreistündige Konzerte mit einem Haufen Cover-Versionen das Publikum eben doch nicht überfordern, setzte er erst einmal seine verdreckte Mütze ab und begann zu überlegen. Darauf, dass auf „The Hour Of Bewilderbeast“ ausgerechnet der Soundtrack zur Verfilmung von Nick Hornbys Roman […] mehr…
Bevor ich jetzt einen Besinnungsaufsatz darüber schreibe, welche Urlaubserinnerungen die neue Platte der Boards Of Canada in mir wachruft (es wäre Bretagne 1993 gewesen), kurz das Wichtige: Dies sind zwei vom Kulturbetrieb frustrierte Frühdreißiger, die im schottischen Hochmoor ein Studio betreiben, sicher mit Ölofen-Heizung, und dort elektronische Ambient-Musik ohne Gesang produzieren. Vor knapp vier Jahren […] mehr…
Bobby McFerrin – Beyond Words (BLUE NOTE/EMD) 16 kurze Songs lang kommt Mr. Stimme ganz ohne Worte aus. Instrumentalisten wie Chick Corea, Richard Bona und Omar Hakim begleiten ihn beim federleichten Schweben über alle Gattungsgrenzen hinweg: fast zu schön für diese Welt. 4,0 E.S.T. – Strange Place For Snow (ACT/EDEL CONTRAIRE) Balladenruhe als Experimentierfeld: Esbjörn […] mehr…
Ach, es war ja ein Kreuz mit den Sportfreunden Stiller. Das erste Album hatte sich nicht gerade sensationell verkauft, also spielten sie unermüdlich Konzerte, nahmen jede TV-Einladung an und riefen ein ums andere Mal ihr verschwitztes „All die wunderbaren Jahre“ in die Mikrofone. Oft keimte der Wunsch, die Band hätte den zweiten Teil ihres Namens […] mehr…
Eigentlich haben es Cornershop kaum nötig, zum zehnjährigen Bestehen ihres Projekts mit solchem Konzept-Unfug zu kommen. Sie tun es trotzdem: Der 14-minütige Psychedelic-Funk-Rocker „Spectral Mornings“ – zugegebenermaßen ein Highlight ihres neuen Albums – wurde auf 24 Stunden ausgewalzt und einmalig über die amtliche Bandsite www.cornershop.com gestreamt. Irre, das erinnert direkt an die Acid-Tests der späten […] mehr…
APOCALYPSE NOW REDUX Francis Ford Coppola (BMG) Das endgültige, fast 50 Minuten längere Meisterwerk ist brillant und brisant wie vor mehrals zwei Jahrzehnten – und hält noch so manches Geheimnis unter Verschluss. Die Digitaltechnik verschaHt dem alten Frickler nun die paradiesische Gelegenheit, immer wieder und ewig an seinem komplexen, konfusen, kongenialen Kriegsepos herumzuschneiden. Er soll […] mehr…
George A. Romero, seit „Die Nacht der lebenden Leichen“ der Gottvater des Zombiefilms, hatte mal die Verfilmung des Computerspiels „Resident Evil“ geplant. Dann hat Bernd Eichinger die Rechte gekauft, „Mortal Kombat“-Regisseur Paul Anderson eingesetzt und gleich noch Heike Makatsch zu ihrem internationalen Debüt verholfen: Sie plaudert zu Beginn am Telefon, muss dann an einem Virus […] mehr…
Für „Central Station“, das Roadmovie über eine alte Frau und ein Findelkind, hatte der Brasilianer Salles den Golden Globe erhalten. Inspiriert von einem Roman des albanischen Schriftstellers Ismail Kadare, erzählt er berührend und mit bitterer Konsequenz nun die Tragödie einer Blutrache. Die Breves, arme Zuckerrohrbauern im brasilianischen Nirgendwo hinter der Sonne, befehden sich seit Generationen […] mehr…