Mit seinem neuesten Film versucht Michael Moore seine Landsleute vom Sozialstaat zu überzeugen. Dafür reist er unter anderem ins Alte Europa und zeigt die Reste dessen, was von diesem schönen Konzept noch übrig ist (und verschweigt, dass es nicht mehr viel ist). Ein italienisches Paar erzählt, wie es sich mit 30 Tagen bezahltem Urlaub lebt, […] mehr…
„Ich arbeite in der Serviceindustrie!“, schreit die Trainerin Kat (Cobie Smulders) ihren neuen Klienten an, der für sie ein romantisches Dinner mit musikalischer Begleitung („irgendeine Jazzband“) organisiert hat, statt sich mental auf die gemeinsame Workout-Session vorzubereiten. Kat führt ein selbst optimiertes Leben zwischen Powerbars, Gym und Ernährungsplänen, für die Disziplinlosigkeit ihrer Klienten hat sie nur […] mehr…
Argentinien 1983: Nach dem Sturz des Militärregimes und einer langen Phase politischer Unruhen herrscht Chaos im Land, aber das Familienunternehmen des Patriarchen Arquímedes Puccio floriert. Die Familie ist im Hotelgewerbe tätig, wie ein Handlanger einmal lakonisch bemerkt: Der alte Puccio hat sich auf Entführung spezialisiert, die Opfer – Mitglieder der bürgerlichen Oberschicht – hält er […] mehr…
Wohin geht man, wenn man praktisch schon alles hinter sich hat? Wenn alles gesagt ist und so viel erlebt, dass es für ein Leben reicht? „Know Your Enemy“ ist das sechste Album der Manic Street Preachers, das dritte in Triobesetzung und das erste, bei dem das Fehlen von Gitarrist Richey James nicht mehr auffallt. Die […] mehr…
Mercury heißt Quecksilber. Laß einen Tropfen davon fallen – er zerspringt in viele kleine Kügelchen, die dann, neu sortiert, wieder zu einem Tropfen zusammenfinden werden. Nehmen wir „Twenty Five To Midnight“, eine (durch den 7/4-Takt leicht pervertierte) Soul-Nummer mit einem Mittelteil, in dem Sting Latin und Rock bruchlos ineinanderfügt, um wieder beim Soul zu landen. […] mehr…
Dave Mustaines knurriges, technoid-kühles Thrash-Derivat schien sich trotz diverser Versuche für die ganz große Mainstreamverwertung nicht zu eignen. Vielleicht hielt ihm die Szene gerade deshalb die Treue. Auch wenn das nicht immer leicht war, als schließlich auch er zu Gott fand. Die Referenzgröße, wenn er sich nicht von einem Produzenten in Versuchung führen lässt wie […] mehr…
Das dritte Soloalbum von David Gilmour wirkte wie ein Schwanengesang: „On An Island“ (2006) reflektierte die vergangenen Jahrzehnte und den langsamen Fluss der Zeit. Zusammen mit alten Freunden wie Phil Manzanera und Robert Wyatt besang Gilmour die sich schließenden Kreise der class of ’67 und spielte eine wehmütige Musik, die seine Fähigkeiten mit großer Tiefe auf […] mehr…
Als Jim McBride seine Neufassung von „Außer Atem“ vorlegte, war das amerikanische Kino der 80er gerade dabei, sich durch die Geschichte des Mediums zu fressen, um sich alles, was nicht niet- und nagelfest (oder gar zu anspruchsvoll) war, mangels passender großer Ideen und Ideologien einzuverleiben. Da wurde natürlich auch nicht vor den Schätzen des europäischen […] mehr…
Für Sänger ist das Alter oft eine schlimme Sache: Die Stimme verändert sich, bleibt irgendwann womöglich ganz weg. Johnny Cash hat daraus eine Tugend gemacht und sich mithilfe von Rick Rubin in eine knorrige alte Eiche verwandelt, deren Lebensweisheit bis zuletzt gefeiert wurde. Für Frauen ist es naturgemäß schwieriger; von ihnen erwartet man eher einen ewig […] mehr…
Eine Zeit lang wünschte man sich, dass der Mann, der mit Stücken wie „Bestandsaufnahme“ und „7. Juli vormittags“ die alte Bundesrepublik so präzise erfasste, wieder politischer werden möge. „Deutschland“ ist nun so politisch und privat und gewollt beides in einem, dass man es gleich wieder vergessen kann. Doch wer ist in all seinen Widersprüchen deutscher […] mehr…
War es gut, so lange mit der schwierigen zweiten Platte zu warten, gar, erzählt man sich, bereits aufgenommene Ideen in die Tonne zu treten? Absofuckinglutely! „Love Is A Fridge“ vom Berliner Duo Me And My Drummer ist ein eigenwilliges, offenes Konglomerat toller Ideen, deren konsequenter Umsetzung, spitzenmäßiger Keyboarddisco, hoppelnder Beats und Charlotte Brandis außergewöhnlicher Stimme. […] mehr…
„Die Leute wollen keine Fakten, sie wollen an etwas glauben“, heißt es an einer Stelle im fantastischen neuen Film der Coen-Brüder, „Hail, Caesar!“. Wir befinden uns in den frühen Fünfzigern, wenige Jahre nach dem Holocaust, der Koreakrieg ist in vollem Gange, das paranoide Amerika ahnt an jeder Ecke kommunistische Spione, und die Leute, sie wollen […] mehr…