FORMIDABEL Vor drei Jahren brachte Liam Hayes die Single „Three Quarter Blind Eyes“ heraus – ein Stück blendender Popmusik, ein Fall für die „Single Of The Week“. Seitdem ist Hayes alias PLUSH sehr traurig geworden, spielte auf den schönsten Platten von Palace Music, „Hope“ und „Viva Last Blues“, und verblüfft nun mit „More You Becomes […] mehr…
Als Penelope Houston 1996 mit „Cut You“ herauskam, waren nicht wenige Fans enttäuscht: Nur fünf neue Songs, der Rest eine Best Of-Zusammenstellung aus ihren drei Indie-Alben – ein gelungener Querschnitt zwar, aber eben bereits bekanntes Material. Was niemand wußte: Es sollte das letzte Album mit ihrer akustischen Begleitband sein. Die Künstlerin suchte neue Herausforderungen und […] mehr…
FORMIDABEL Pastorale Epen zu rustikal schnarrenden akustischen Gitarren und halbfertigen Harmonies machen „Hillside Album“ (Creation) von ARNOLD zu einem archaischen Vergnügen. „Curio“ wird zwar von einer Rhythmusbox getrieben, aber auf so krude, elementare Art, daß der Bauch Zustimmung signalisiert, bevor der Kopf sich schütteln möchte. Anderswo psychedelisiert und experimentiert es, aber stets homogen auf Songs […] mehr…
Armer E. Fast schien es, als würde sich alles doch noch zum Guten wenden: Nach drei Soloalben erfolgte für den kalifornischen Sänger und Multiinstrumentalisten endlich der Durchbruch: Zusammen mit seinen Kumpels Butch und Tommy gründete er die eels und spielte das Album „Beautiful Freak“ ein. Prompt identifizierten sich Musikfreaks und Outcasts zuhaut mit den tragisch-suizidgefahrdeten […] mehr…
Oh ja, diese Frau kann Songs ruinieren. Neil bung, Elvis Costello, mit Abstrichen auch Randy Newman, sie alle wissen ein traurig Lied davon zu singen. Aber diese Frau kann Songs auch zelebrieren wie kaum eine zweite, mit jenem unverkennbaren Vibrato, das eher gestreichelt denn (aus der Reserve) gelockt gehört. Auf „We Ran“, immerhin Album Nummer […] mehr…
Das zu allem fähige Monster unter den jungen Jazz-Pianisten, der Kubaner GONZALO RUBALCABA, ist längst weise genug, dies „alles“ nicht ständig vorführen zu wollen. Weil auch Drummer Dennis Chambers seine Power diszipliniert und Bassist Brian Bromberg seiner höllischen Virtuosität nur in manchem Solo freien Lauf läßt, hat „The Trio“ (somethin‘ eise/ EMI) das Zeug zum […] mehr…
Jetzt steht es also fest: Auch Elliott Smith verehrt die Beatles, nämlich „die späten“. Und Simon & Garfunkel, vermutlich wohl „die mittleren“. „XO“, das erste Album nach seinem Karriereschub, ist ein Quantensprung in den Pop: Arrangements mit Piano, Orgel und Streichern erinnern tatsächlich an die Beatles der Auflösungsphase, als plötzlich alles möglich war und auch […] mehr…
Fünf Jahre sind ins Land gegangen, seit NANCI GRIFFITH auf „Other Vokes, Other Rooms“ ihrer musikalischen Initiation und Inspiration nachspürte und dafür prompt mit ihrem ersten Grammy („Best Contemporaray Folk Performance“) bedacht wurde. Das Sequel mit dem mäßig originellen Titel „Other Mikes, Too (A Trip Back To ßo«nh^ö a (Elektra/eastwest) nötigt allein ob seiner logistischen […] mehr…
Die Frau, die ihre Haut zu Markte trägt, mag verrückt sein, aber dumm ist sie nicht. Witwe, Vettel, Junkie, Schlampe – alles war sie schon im wirklichen Leben, und dann spielte sie in Milos Formans Film „The People Vs. Larry Flynt“ Witwe, Vettel, Junkie und Schlampe, gleich alle in einer Person. Nach angedichteten oder auch […] mehr…
Diese Frau hat Stil. Egal, wieviele Nackenschläge Sue einsteckt sie sieht stets aus wie Holly Golightly beim Tiffany-Frühstück. Aber ihr New York hat nicht mehr den Charme eines Films mit Audrey Hepburn; die soziale Kälte der 90er Jahre ist allgegenwärtig. Ihre Einsamkeit bekämpft Sue mit anonymem Sex, das Alleinsein danach mit Alkohol. Sie verliert den […] mehr…
Seine Herkunft als gefeierter Theater- und Opernregisseur kann und will Patrice Cheréau nicht verleugnen. Sein Kino lebt von der dramatischen Schauspielkunst, einer hybriden Exaltiertheit seiner Mimen. Psychologische Kammerspiele, die uns mit qualvollen Selbstzerfleischungen herausfordern. „Wer mich liebt nimmt den Zug“ entpuppt sich als Psychotrip durch zerissene Seelen. Der gestorbene Maler Emmerich (Jean-Louis Trintignant) hatte im […] mehr…
Wenn Menschen nicht mehr fähig sind, Privatsachen auch als solche zu behandeln, thematisieren sie ihre kleinen Dramen bevorzugt in Talkshows. Auf diese abgeschmackte Weise erfährt Birdee Pruitt (Sandra Bullock), daß ihr Ehemann eine Affäre mit ihrer besten Freundin (Rosanna Arquette) hat. Während sie diesen öffentlichen Alptraum durchlebt, ruht die Kamera auf ihrem entgeisterten, leicht zuckenden […] mehr…
„He’s acting“, erklärt ein Mitarbeiter des Gouverneurs Jack Stanton dem Bürgerrechtler Burton (Adrian Lester). Der junge Farbige soll Stantons Wahlkampf als Kandidat der Demokraten für das Präsidentenamt leiten. Schnell ist Burton angesteckt von dessem Enthusiasmus und launig-einfühlsamen Charisma. Mit der Beliebtheit steigen jedoch auch sexuelle Affären hoch, die seine patente Frau (Emma Thompson) mit Fassung […] mehr…
Tj alph Fiennes ist John Steed, Uma IX Thurman nun Emma PeeL, und ab Referenz an das britische Agententum unvermeidlich, tritt Sean Connery ab ihr irrer Gegenspieler an: Mit Schirm, Charme und Melone (ab 27.8.) sind sie nicht ganz so sophisticated wie das TV-Serien-Duo Diana Rigg und Patrick MacNee, aber das überbordende 60er-Design und Uma […] mehr…
Get Shorty“, Jackie Brown“, jetzt „Out of Sight“: Elmore Leonard ist ein Modeautor. Steven Soderbergh aber scheint mit seinem virtuosen Debüt „Sex, Lies And Videotapes“ (Goldene Palme 1989) sein Pulver bereits verschossen zu haben. Die laue Story um den notorischen Bankräuber Jack Foley (zu nett: George Clooney) und die coole Polizistin Karen Sisco (hinreißend: Jennifer […] mehr…
Der deutsche Film – ein Jammertal Die Umsätze kriseln, der geradezu geforderte Glamour blieb aus, künstlerisch gab es auch nichts Erfreulicheres, das womöglich sogar erfolgreich war. Da kommt Doris Dörrie gerade recht. Mit „Männer“ wurde sie in den Achtzigern zur Mutter der Beziehungskomödien, deren Boom sich bis in die Neunziger verspätete. Ihr neuer Film wird […] mehr…
Kann ein Westernhagen, der den „Müller“ aus seinem Namen strich, um sich zu einem hierzulande ungekannten Superstartum aufblasen zu können, noch einer von uns sein? Seine Antwort: „Supermann war fassungslos/ Als ihm wurde klar/ Daß er nicht fliegen konnte/ Nur ein Arschloch war.“ Damit meint er Christopher Reeve, den gefallenen Supermann und sich selbst, den […] mehr…
Der Reflex ist immer derselbe. Kaum taucht mal wieder einer auf mit Akustik-Gitarre und auch noch Mundharmonika, der sich seine Reime nicht aus dem Standard-Handbuch für ach so sensible Songwriter holt und diese mit näselndem Impetus hinwirft, muß das natürlich sofort wieder der „neue“ Dylan sein. Oder irgendwas in der Richtung. „Fifty Eggs“ ist jedenfalls […] mehr…
Die Engländer lieben diese kleine Band und machen sie zu einer großen. Six by Seven sind seit Monaten in aller Munde – und man braucht sich gar nicht lange zu fragen, warum. Second-hand-Lederjacken, trauriger Dackelblick: Man denkt an The Verve. Ihre Firma heißt Mantra: Man denkt an Kula Shaker. Sie geben der Gitarre den Vorrang […] mehr…
Um den Bruderzwist im Pop ranken sich Legenden. Familiäre Nähe und die Forderungen von Karriere und Kommerz ergeben offenbar ein explosives Gemisch, auf das Revolverblätter ebenso anspringen wie Rockkritiker. Sibling rivahy sells. Einfach köstlich, wie sie sich kappein, die Gebrüder Davies, Reid, Gallagher. Und sich gegenseitig zu musikalischen Höchstleistungen aufstacheln. Daß es auch anders geht, […] mehr…