Noch mehr Tote und noch mehr Heiligsprechungen. Alles ist heilig, sagt Patti Smith. Die Hände und die Stimme und die Schreibmaschine. In „Spell“ rezitiert sie diese weihevollen Warte aus „Footnote To Howl“ von Allen Ginsberg, der Anfang des Jahres verstorben ist Auch ihr neues Album „Peace And Noise“ ist ein Nekrolog, und die Trauerarbeit bestimmt […] mehr…
Wo immer man anrief in den Wochen vor der Veröffentlichung des herbeigeredeten Meisterwerks: „Hast Du schon die Verve? Soll sehr gut sein.“ Muß man haben, liebe Freunde, samt „Bittersweet Symphony“, diesem leiernden Schmarren, auch noch von den Hirschen Jagger und Richards abgeschrieben. The Verve hießen früher Verve und hatten keine; mit Artikel haben sie jetzt […] mehr…
Der große Townes Van Zandt zählte zu seinen größten Verehrern, und die große Emmylou Harris verewigte einen seiner aJlerschönsten Songs („Jerusalem Tomorrow“ auf „Cowgirls Prayer“), doch anders als diesen beiden ist DAVID OLNEY bisher kaum Aufmerksamkeit jenseits eingeschworener Genre-Zirkel zuteil geworden. Mit „Real Lies“ (Philo/-In-Akustik) dürfte sich das kaum ändern, wenngleich der Mann aus Nashville […] mehr…
Ein Gespenst geht um in Sheffield: die Arbeitslosigkeit. Wie so viele versuchen sich auch Gaz (Robert Carlyle, der Begby aus „Trainspotting“) und Kumpel Dave (Mark Addy) mit illegalen Jobs über Wasser zu halten. Als sie sehen, wie zahllose Frauen zur Show der „Chippendales“ anstehen, kommt ihnen eine Erleuchtung: Striptease für Kohle. Sechs Stahlarbeiter mit Bierbäuchen […] mehr…
Liebe kälter als der Tod. In der mythenschwangeren Bergwelt der winterlichen bayerischen Alpen vollzieht sich ein klassisches Drama – dumpf, düster, rätselhaft. Auf einer glatten Landstraße stößt ein Ferrari mit einem Pferdetransporter zusammen. Der Sportwagen versinkt tief im Schnee, die Tochter des Bauern fällt ins Koma – und der kann sich nur an einen Mann […] mehr…
Uns bleibt nichts erspart: Nun also das verfilmte Liebesleben Oscar Wildes, des ersten homosexuellen Prominenten in viktorianischer Zeit. Am Anfang verbarg der Dichter seine Leidenschaft für junge Männer noch hinter Hellenismus-Begeisterung und seiner Familie mit zwei Kindern. Später brachte seine Liebe zum ungestümen Lord „Bosie“ das lautere Bild zu Fall – und riß den für […] mehr…
Nostradamus hat es bestimmt gewußt: Produzent Joel Silver und Regisseur Richard Donner, die mit Mel Gibson die Trilogie „Lethal Weapon“ schufen, schöpfen nun den Rahmen des Verschwörungswahnes ab. In der Atmosphäre aus „Akte X“ und „Millennium“ schicken sie Glasauge Gibson als „Taxi Driver“ durch den modrigen Big Apple. Der nette Psycho nervt mit seiner pedantischen […] mehr…
Nachts. Leise betritt ein asiatisches Mädchen eine Kühlfabrik, meißelt aus einem Eisblock ein Präzisionsgewehr und nimmt auf der anderen Seite einen Kerl ins Visier, der einer Stripperin zusieht. Als die Hüllen fallen, fällt ein schallgedämpfter Schuß, und die heiße Patronenhülse schmilzt sich in das Eis, während die Tänzerin in eine Blutlache tritt und schreit. Es […] mehr…
ab 23.Oktober Ein viriler, sexsüchtiger Handwerker (Nick Nolte), seine vernachlässigte Frau (Julie Christie), die ständig die B-Filme aus ihrer Schauspielervergangenheit betrachtet, und ein Yuppie-Paar (Lara Flynn Boyle, Jonny Lee Miller) – eine Konstellation wie aus Kolportagefilmen. Alan Rudolph schafft es jedoch auch hier, aus abgelutschten Themen wie Ehefrust und Seitensprung einen Mikrokosmos verfehlten Lebens zu […] mehr…
Bei Anruf: Mord. Die Schülerin Sidney (Neve Campbell) döst auf dem Sofa des dunklen Wohnzimmers, als ihr Telefon klingelt und eine sardonisch-schmeichelnde Stimme allerlei Gruseldinge flüstert Sie legt auf, der Mann aber ruft immer wieder an, er sei ihr Alptraum und stehe vor ihrer Tür, bis sie genervt antwortet: „Horrorfilme sind alle gleich. Irgendein Killer […] mehr…
Ihre erste Single steckte in einer Tapete, die Debüt-LP heißt „Zuhause“. Die Quarks sind keine Kandidaten für Mega-Raves oder Clubs. Ihre Musik ist ein klingendes Wohnzimmer, und die Töne, die dort herumschwirren, stellen sie auf kleinen, unkomplizierten Maschinen her, die Casio oder ähnlich heißen. Hin und wieder darf diesem warmen Ambiente auch mal eine Gitarre […] mehr…
Sie sind die Antwort des Humanismus auf Rammstein. Auch Engel Wider Willen singen von Kriegen, schaurigen Begebenheiten und ätherischen Erscheinungen, aber ihren musikalischen Entwurf muß man im Vergleich mit den martialischen Ost-Rockern fast schöngeistig nennen. „Scheinheilig“, die jüngste LP des Quartetts, klingt, als wären Xello auf einen Renaissance-Chor gestoßen. Die Münchener kombinieren raffinierte Elektronik mit […] mehr…
Literat, Erotomane, Chansonnier. Für das, was Nicholas Currie alias Momus macht, gäbe es eine Menge Berufebezeichnungen, und Popstar wäre wirklich nicht die naheliegendste. Seit den frühen 80er Jahren, als in England eine kleine Plattenfirma beschloß, der Musik ihre Eleganz zurückzugeben, arbeitet der distinguierte Herr an seinem ganz eigenen Pop-Entwurf. Keine einfache Sache: Diverse literarische Traditionen […] mehr…
Besessen von Serge Gainsbourg. Es ist nicht das erste Mal, daß sich Mick Harvey intensiv mit dem Werk des Chansonniers auseinandersetzt. 1995 erwies er ihm mit dem Album „Intoxicated Man“ seine Ehrerbietung, „Pink Elephants“ schließt jetzt nahtlos an den Vorgänger an. Erneut überträgt der Australier die Lieder des Franzosen ins Englische und gibt ihnen damit […] mehr…
Uncle Ho sagen „Small is beautyful“, und auf der Rückseite des CD-Covers halten die Musiker fürsorglich Babys im Arm. Die drei spielen kantigen Crossover, aber sie führen sich keineswegs als Ghettokämpfer auf. In besagtem Song, der gleichzeitig ihrem zweiten Album den Titel verlieh, erinnern sich Unde Ho an die Freuden der Kindheit – als der […] mehr…
Höchstwahrscheinlich stehen bei Dean Wareham zu Hause zwei Glasvitrinen. In der einen hat der Luna-Chef die dritte LP von Velvet Underground ausgestellt, in der anderen die Debüt-LP von Television, „Marquee Moon“. Denn das sind die beiden stilistischen Pole, um die seine Musik kreist: der in der Repetition erglühende Rock’n’Roll von Lou Reed & Co. und […] mehr…
Das Album, das Neil Young im letzten Jahr nicht aufgenommen hat – unter diesem Motto wurde vor einigen Monaten die Debüt-LP der Hooblers innerhalb der Musikjournaille weitergereicht. Auf „Can You Do This?“, so der Titel des vielgelobten Werks, beeindruckte Songwriter Mike Grier mit einer Stimme, die der des Meisters wahrlich nicht ähnlicher sein konnte. Daß […] mehr…
Ein ehrenvolles Projekt: „The Honour The Earth Campaign“ ist eine Organisation, die das Land der amerikanischen Ureinwohner schützt, indem sie mehr ab 200 „environmental groups“ in den USA unterhält. Spendenaufrufe lauten rührend etwa so: „Protect sacred sites: be a voice for the little Rocky Mountains.“ Weil die Spenden aber nicht ausreichen, gibt es den Sampler […] mehr…
Colorado ist nicht gerade der Nährboden für eine Band mit einer Vision. Viele Clubs haben das Schild „Cover bands only“ an der Tür. Dollfish, die vom Nachspielen nicht viel halten, haben sich trotzdem dort gegründet, denn eine Alternative zum Musikmachen hatte das Quartett eh nie. Sängerin Coreen Johnson trällerte ihrer Mutter schon mit fünf Billie-Holiday-Songs […] mehr…
Die Vorbilder mag Chris Duarte nie verleugnen. Auf der neuen LP spielt er Hendrix‘ „Drivin‘ South“ und B. B. Kings „The Thrill Is Gone“. Denn das sind die, die den Texaner zur Musik gebracht haben: der Gitarren-Gott und der Blues-Messias. Doch Duarte ist kein einfältiger Epigone – mit „Tailspin Headwhack“, so der Titel seines zweiten […] mehr…