Tocotronic sind jetzt bei einer großen Plattenfirma. Deshalb ist das Booklet zum neuen Album aus schwerem Hochglanzpapier. Das ist aber auch beinahe das einzige, was sich verändert hat. Denn die Fotos im Beiheft entsprechen wieder der hingekrümelten Polaroid-Ästhetik der Band, ihrer corporate identity mit Budnikowski-Tüten-Flair. Natürlich muß eine Plattenbesprechung des neuen Tocotronic-Albums mit der Feststellung […] mehr…
Vielleicht passiert demnächst noch ein Wunder und die ehemaligen SMALL FACES sehen, wie Steve Marriotts Witwe auch, mehr als ein Vierteljahrhundert nach Auflösung der Gruppe zum erstenmal überhaupt Tantiemen für ihre Aufnahmen der „Immediate“-Jahre. Laut „Music Week“ wollen sich Sony Music, Castle und Charly Records darüber verständigen, wie man den Zustand jahrzehntelanger Ausbeuterei beenden und […] mehr…
Schwarz und Rot, Samt, Satin und Seide. Plüsch und Federboas, ein schwerer, tiefroter Vorhang, hinter dem sich die Geheimnisse aller gefallenen Stars, aller Idole, Götter und Göttinnen des wahren Glamour verbergen. Wir befinden uns allerdings nicht im „Nonstop Erotic Cabaret“ des Jahres 1981, indem der Name Marc Almond und Soft Cell mit dem Song „Tainted […] mehr…
Das Comeback hat sich angekündigt. Schon 1995 konnte man New York im Pharoah Sanders-Rausch erleben. Fünf Nächte in der Knitting Factory spielte der Mann, der das Saxophon bläst, wie es sich dessen Erfinder nicht in ihren wildesten Träumen ausgemalt hat. Und wenn er letztes Jahr für Gastauftritte bei Konzerten jüngerer Musiker den Bandstand betrat, wurde […] mehr…
Giant Sand gelten als Alleinunternehmen von Howe Gelb. Dementsprechend erregten Joey Burns und Jon Convertino, Gelbs langjährige Begleiter, nur wenig Interesse, als sie eigene Projekte ankündigten. Doch schon das Instrumental-Album als FRIENDS OF DEAN MARTINEZ überraschend gut aus, so daß gleich ein zweiter Seitensprung draufgelegt wird: unter dem Namen Spoke bestritten Burns/Convertino bereits das Vorprogramm […] mehr…
Für gewöhnlich sind Remixe überflüssige Übungen. Entweder wird die musikalische Vorlage Groove-lastig zerdehnt oder mit elektronischem Ballast in die Knie gezwungen. Es geht aber auch anders. Den seltenen Beweis für einen gelungenen Remix liefern ausgerechnet die PET SHOP BOYS mit ihrem Mix von DAVID BOWlE´s „Hello Spaceboy“ (RCA). Dessen Album „Outside“ ist der Stoff, aus […] mehr…
Wieviele Nackenschläge verträgt einer? Oder steht er gerade deshalb immer wieder auf, weil er mehr davon bekommen hat, als jedem von uns lieb sein kann? Fragen, die man sich unwillkürlich stellt, sobald der Name Alejandro Escovedo fällt. Private Tragödien mal noch außen vor, wären allein seine Band-Flops für viele Grund genug gewesen, sich voller Bitterkeit […] mehr…
Greg Sage hat den längeren Atem. Punk, Post-Punk, Grunge, Post-Grunge, Neo-Punk, Post-Neo-Punk – das Spiel der Gezeiten im Biz hat ihn nie interessiert, seit zwei Jahrzehnten liefert er mit seinen Wipers eine ganz idiosynkratische Rockmusik. Deshalb ist er immer noch da. Der Mann hat von Anfang an gehaßt, und er hat diesen Haß gut geschürt. […] mehr…
Eigentlich ist diese Doppel-CD ja ein Fall für die „Replays“, aber da der gute LINK WRAY in unseren Breiten nie ein household name war, wird seine brillante Compilation „Guitar Preacher – The Polydor Years“ (Polydor 527 717-2) hier gelobt. Der inzwischen 66jährige Halbindianer aus North Carolina formierte seine erste Band anno ’42, verbuchte mit „Rumble“ […] mehr…
Auf einer Liste der liebsten, wichtigsten, inspiriertesten etc. Produzenten der letzten Dekade würde der Name Mitchell Froom bei mir gewiß im oberen Drittel zu finden sein. Egal, ob die Klienten nun Elvis Costello, Los Lobos oder Peter Case, American Music Club, Richard Thompson oder Crowded House hießen – der Mann hinter dem Keyboard schlug zielsicher […] mehr…
Man kann es auch untertreiben. Zu dünn auftragen. Bei so verschiedenen Bands und Musikern wie Pavement, Souled American und Tricky erfüllt das Understatement eine ganz spezielle Funktion: Was die Musik wegläßt, fügt man als Hörer hinzu. Es entsteht ein ästhetischer Unterdruck. Höre, was du hören willst. Sei dein eigener Resonanzkörper. Aber man kann es mit […] mehr…
Micki Berenyi ist gnädig. „Es ist nicht generell so, daß Männer Bastarde sind“, sagte die LUSH Sängerin unlängst in einem Interview. Die Skepsis vor den Kerlen aber bleibt. Kein Wunder, daß sie auf „Lorelife“ (4AD/RTD) ein Duett mit Jarvis Cocker anstimmt – der Pulp-Chef ist immer sexy, aber nie sexistisch. Das counrtyeske Stück „Ciao“, bei […] mehr…
Wofür hält sich diese Band eigentlich? Sind die Coctails ein Lounge-Ensemble mit Neigung zum Rocken – oder sind es Fahrstuhlmusik-Produzenten, die zuweilen ihrem Hang zur Dekonstruktion nachgeben? Die Künstler selbst werden sich diese Frage wahrscheinlich gar nicht stellen weil: Hauptsache Musik. Seit Ende der 80er Jahre mieten sie sich für Sessions regelmäßig in akustikfreundliche Lofts […] mehr…
Die Indianer glauben, daß das Nordlicht aus den Seelen der Toten besteht und daß man sie herunterpfeifen kann, was die Dorfhunde in jaulendes Entzücken versetzt. Alaskakenner und Gitarrist LARRY CONKLIN beschreibt seine Eindrücke auf „Sun Wind“ (In-akustik) mit spät erlerntem, aber gekonnt wehendem Fingerpicking. Mischen sich die kristallinen Harfengirlanden von Rüdiger Oppermann dazu, sieht man […] mehr…
Mark Eitzel ist zweifellos am Höhepunkt seiner Kunst angelangt Oder wie sollte man die Apotheose des traurigen Clowns in einem einzigen Reim sonst charakterisieren? „This time the world wasn’t jokin'“, konstatiert Eitzel, um sogleich hinterher zu flehen: „But I hope your heart won’t always be broken“. Und als würde das noch nicht reichen, ist der […] mehr…
Schmutzige Wäsche schärft bekanntlich den Blick fürs Wesentliche. Nach boulevardesk verzerrten Turbulenzen vermeintlich privater Natur bedankt sich WYNONNA in den Credits zu „Revelations“ (edel) denn auch bei „meinen Feinden“, die sich das Antlitz der Wahrheit erkennen ließen. Dem pompös-pathetischen Titel folgend, gospelt’s hier kräftigst in allen Schattierungen zwischen dirty R&B-Mama und geläutertem Erzengel. Bonnie Raitt […] mehr…
Wie wanne Semmeln mit Shawarma (Döner ä la Libanon) geht er weg, der Ethno-Jazz des Oud-Virtuosen RABIH ABOU-KHALIL. Was den Mann der arabischen Laute allerdings bewogen hat, sich mit den Pop-erfahrenen Klassikern des BALANESCU QUARTET zusammenzutun, fragt sich, wer je ein orientalisches Streicher-Ensemble gehört hat. Der Avantgarde-Vierer klingt vergleichsweise steif. Dem „Arabian Waltz“ (ENJA) fehlt […] mehr…
FBI-Agent O’Malley (Yaphet Kotto) fühlt sich unterfordert: Möchtegern-Kunstdieb Frank (Denis Leary) hat ein Millionen-Gemälde geklaut – und im Fluchtauto seinen Ausweis vergessen. Diese harmlose Gaunerkomödie verdient Interesse nur durch Mitwirkung von Neu-Superstar Sandra Bullock, Konkurrentin von Meg Ryan und Winona Ryder als „Hollywoods netteste Schauspielerin“. Sie spielt Franks Freundin Roz, die ständig an ihrer Beziehung […] mehr…
Jäh wird die winterliche Idylle in Neuengland gestört. Ein Mädchen liegt verletzt im Schnee und stirbt wenig später im Beisein der Ärztin Carolyn (Meryl Streep). Ihr Sohn Jacob (Edward Furlong), enger Freund der Toten, hat sie angeblich als Letzter lebend gesehen. In Jacobs Auto findet sein Vater Ben (Liam Neeson) blutbefleckte Textilien. Auch als Jacob […] mehr…
Kafkaesk waren schon die Animationen, mit denen Terry Gilliam die Sketche der Monty Pythons illustrierte. Die Figuren wurden kopflos, gebaren Tentakel oder medusenartige Fratzen und mutierten zu Gewürm, zerquetscht von der Bürokratie und Freudschen Komplexen. Als Regisseur ordnete er in „Brazil“ und „The Fisher King“ das Chaos zu klaustrophobischen Kulissen der Agonie, in denen alles […] mehr…