The Black Crowes, RCA 74321 23682. „Die Crowes? ieah“, nickt Keef wohlwollend, „die sind nicht übel. Ein bißchen wie die Stones vor ’nem Vierteljahrhundert.“ Selbst Mick grinst gönnerhaft. So gnädig springen die Glimmer Twins keineswegs immer mit Epigonen um. Primal Scream können ein Lied davon singen. Eitel Sonnenschein also in Atlanta? No, Sir. Die Gebrüder […] mehr…
I’m losing a thousand days of the only time/ They fall like a flock of bones from a sallow sky/ It feels like the closing of this always-ending dream.“ Wer seine private Apokalypse derart poetisch konstatiert wie Byron Bailey, macht keine Zugeständnisse mehr. Im vergangenen Jahr debütierten der Schmerzenskünstler und seine Band Clockhammer mit „Klinefelter“, […] mehr…
„Gnnnnaaannng!“ – „Der Spion, der mich liebte“: Die Szene, in der Roger Moore mal freihändig-locker den Atomsprengkopf aus einer U-Boot-Rakete schraubt. Und den braven Kombattanten der Schweiß auf der Stirn steht, als 007 lapidar konstatiert: „Wenn sich die beiden Ringe berühren, dann bleibt von uns hier nicht viel übrig.“ Da war es nämlich, dieses unheilschwangere […] mehr…
Der Verramschung auf dem Grabbeltisch des Totenkults ist Kurt Cobain entkommen. Wenigstens das blieb ihm erspart, dem im Leben alles ans Herz griff. Kein Teenager trägt Kurt-Gedenk-T-Shirts, keine Firma macht den erhofften Reibach mit der Vermarktung seines Todes. Cobain gab eben keine schöne Leiche ab: Eine Schrotflinte ist ein ganz unromantisches Henkerswerkzeug. Wracks waren am […] mehr…
Ab 24. November. Der Dichter T. S. Eliot vertrat die Ansicht, daß persönliche Emotionen an sich in der Erzählkunst nicht zum Ausdruck kommen sollten. Tatsächlich hatte sein Privatleben jedoch einen größeren Einfluß auf seine Arbeit, als er wahrhaben wollte. „Seine schriftstellerischen Meisterwerke“, so der britische Dramatiker Michael Hastings, „entstanden in den schwierigsten Jahren seiner Ehe.“ […] mehr…
Ab 1. Dezember. Mitunter kann die Entstehungsgeschichte eines Films weitaus spannender sein als das Resultat: Eine Verfilmung des Kultbuches „Interview mit einem Vampir“ plante Plattenfirmen- und Studio-Boss David Geffen seit fast zwei Jahrzehnten. Die Realisierung indes war problematisch und nahm erst konkrete Formen an, als Anne Rice, die Verfasserin der literarischen Vorlage, mit dem Schreiben […] mehr…
Ab 8. Dezember. Stanley Kubrick ließ bekanntlich viele Jahre verstreichen, bevor er wieder ein Filmprojekt in Angriff nahm. Regie-Genies können sich das leisten. Richard Rush gelang vor 14 Jahren mit „Der lange Tod des Stuntman Cameron“ zwar ein höchst eigenwilliger, aber sicherlich kein genialer Thriller. Und auf gar keinen Fall rechtfertigt sein neuer Film „Color […] mehr…
Die Idee zu ihrer neuen CD kam Carly Simon beim Kramen in einem alten Pappkarton – unter einem Stapel von nie abgesandten Briefen. „Ich schreibe mir meine Sorgen in Form einer Korrespondenz von der Seele. Das Gros davon jedoch sieht nie den Schlitz eines Briefkastens.“ Dafür erreichen die „Letters Never Sent“ jetzt ihre Empfanger. Indirekt. […] mehr…
Die Tänzerin tanzt nicht gern. Wenn sie Widerstand spürt, wird Ulla Meinecke ungnädig. Vor vielen Jahren arbeitete sie im Büro von Udo Lindenberg und fiel mit zuweilen harschem Verhalten auf. „Damals waren die Strukturen in der Branche noch ganz anders“, sagt sie heute. „Udo ist auch eine Ausnahme im Geschäft: Er kontrolliert fast alles selbst.“ […] mehr…
Im Juni ’67 hatten die Kaffeesatz-Leser ihre große Stunde. „Sgt Pepper“, der Soundtrack zum Summer of Love, erschien, und der darauf enthaltene Song „Lucy In The Sky With Diamonds“ wurde von der Acid-Fraktion sofort als Partei-Hymne vereinnahmt. Nie lagen die Säureköpfe allerdings schiefer, denn der Songtitel basiert auf einem Gemälde, das der Lennon-Sohn Julian damals […] mehr…
Daß Big Chief wichtig sind, hat sich bis zu Iggy Pop herumgesprochen. „Die interessanteste Band Amerikas“, soll er behauptet haben – und das ist nicht mal heillos übertrieben, obwohl die Musiker wie Pop aus Detroit stammen. Und aus Detroit kam schon lange nichts Wichtiges mehr. Barry Henssler, Chef von Big Chief, sieht das genauso. „Aber […] mehr…
Vorab ein paar Worte der Erläuterung: In dieser Kolumne sollen fortan Perlen vorgestellt werden, die sonst (fast) nirgendwo ein Forum haben. Kurzum Platten für jene Leute, die dank der hiesigen Tina Turner-, Joe Cocker- und Genesis-Rezensions-Monokultur den Kolumnisten jedesmal mit ellenlangen Listen und der berechtigten Frage „Warum ist das eigentlich an mir vorbeigegangen?“ verlassen. Hier […] mehr…
11 TRACKS OF WHACK Walter Becker, RCA 74321 2209 2 Lieber Walter, vielleicht ist es Deiner Aufmerksamkeit entgangen, daß ich ein echter Steely-Dan-Freak bin. Aber, ehrlich gesagt, „11 Tracks Of Whack“ hat mich auch nach mehrmaligem Hören nicht recht überzeugen können. Gut, es ist mehr ab verständlich, daß Du nach den perfektionistischen Exzessen auf der […] mehr…
Erst unlängst outete sich Robertson plötzlich als Halbindianer. Seine Mutter war Mohikanerin, erfuhr man, und obwohl sich diese Tatsache, die in seiner Biographie bisher nicht aufgetaucht war, kaum in seinen Texten niedergeschlagen hatte (die Ich-Erzähler in seinen Songs für The Band waren eher konservative Südstaatler), wurde er zu einem Verfechter der indianischen Sache. Die Musik […] mehr…
Bisher schlug sich der Produzent Rick Rubin vorzugsweise mit schwierigen Charakteren herum. Auch Tom Petty hat Erfahrungen mit Exzentrikern: Um mehrere Tourneen mit Bob Dylan unbeschadet zu überstehen, sollte man nicht dünnhäutiger sein als ein indischer Elefant. Als sich Petty und Rubin trafen, spannten beide mal aus von dem Streß. Über ein Jahr lang haben […] mehr…
Ruhe, Langsamkeit, die Dinge kommen lassen – alles gut und schön. Aber würde man deswegen in eine Disco gehen? Auch die Popmusik hat schließlich ihre Beschleunigungsgesetze, und die Parole „Schneller, weiter“ gilt nicht nur für Techno, sondern für das meiste, das „modern“ sein will. Als Massive Attack aus Bristol vor drei Jahren ihr Debüt „Blue […] mehr…
Ein kaum einzugrenzendes Feld – nicht einfach nur „Musik aus aller Welt“, sondern, zumindest an dieser Stelle, auch Musik mit einem bestimmten Anspruch, einer Botschaft, die alle angeht: Musik zur Erhaltung der Erde. Meditation und Tanz, Ritual und Lebensfreude, Verständigung und Verständnis. Zu den Leuten, die „Worldmusic“ bekannt gemacht haben, gehört PETER GABRIEL. Einen „globalen“ […] mehr…
Als JIMMY PAGE 1990 (mit Unterstüzung von Tonmeister George Marino) sämtliche Studioaufnahmen seines Quartetts klangtechnisch überarbeitete und das 4-CD-Set „Led Zeppelin“ umgehend zur meistverkauften Oldies-Box aller Zeiten wurde, ahnte er vermutlich nicht, welche Lawine er damit losgetreten hatte. Mittlerweile gibt es – mit Ausnahme der Beatles -von fast allen prominenten Bands der 60er und 70er […] mehr…
War schon komisch, wie sich „danach“ plötzlich alle nach diesem „schrägen Country-Sänger“ streckten, den sie zuvor kaum mit der Kneifzange angepackt hätten. Lyle Lovett muß gespürt haben, daß in diesem Zuwachs an Gunst oft auch etwas Herablassendes mitschwang. Und so schlägt er mit seiner Waffe der des Wortes zurück und ätzt „I Love Everybody“. Haha. […] mehr…
Als das Wünschen noch half, saßen empfindelnde Gymnasiasten mit zittrigen Fingern und flackerndem Blick vor ihren Plattenspielern, wann immer das Label Postcard Liebesgrüße aus Schottland verschickte. Roddy Frames Aztec Camera, Edwyn Collins‘ Orange Juice, Paul Quinns Bourgie Bourgie – es gab damals viele Tröstungen gegen Weltschmerz und Liebeskummer. Melodie und Eleganz, Stil und Soul führten […] mehr…