Palace Music – Lost Blues And Other Songs :: Domino/RTI
Sein Werk ist ein schwarzes Loch, und das ist jetzt auch auf dem Cover. Bei Will Oldham gehen die Lichter aus – das Projekt Palace Music (Palace Brothers, Palace) hat er aufgegeben, zum Abschied gibt es noch eine Sammlung mit verlorenen Songs und anderem Blues; Material, das auf irgendwelchen Singles auf irgendwelchen Labels veröffentlicht wurde. Vieles, etwa die Triole „West Palm Beach“, „Gulf Shores“ und „(End Of) Travelling“, gehört zum Schönsten seit dem unübertroffenen Debüt „There Is No-One What Will Take Care Of You“ von 1993.
Seitdem hat Oldham ein Universum geschaffen und die Talente zahlloser Musiker ausgesaugt (darunter Hayden), hat sich mehr und mehr verweigert, Seitenpfade und Holzwege beschritten und am Ende, mit „Arise Therefore“, die blanke Abstraktion erreicht Nun hat Oldham, der vermeintliche Einsiedler, geheiratet. Und der Song dazu heißt „Marriage“. Das nur nebenbei und nur insofern interessant, als Oldhams erotische Obsessionen und Observationen in Bordellen zuletzt sein Schreiben fesselten.
Auf „Lost Blues“ läßt sich noch einmal verfolgen, wie er vom noch an Neil Ybung gemahnenden „Ohio River Boat Song“ über das elektrifizierte Inzest-Bänkellied „Riding“ zu vollkommen freien Form-Experimenten driftete. Als drifter hat ihn Ralf Schlüter zu Recht bezeichnet, und es ist unwahrscheinlich, daß er bald häuslich wird. Seine Reputation besteht unabhängig von Ökonomie; sehr mutwillig zerstört der Brötler jede Strategie. Auch musikalisch arbeitet er stets gegen das Konzept -jede Reproduktion und Wiederholung muß vermieden werden. Das englische Label Domino seufzt über Oldhams „mysterious ways“.
Was darf man von Will Oldham künftig erwarten? Alles. Doch niemals eine Erklärung.