Palace Songs – Hope

Palace Songs Domino/RTD W1GCD 18

Die Vexierspiele des Will Oldham nehmen unheimliche Züge an. In seiner privaten Eschatologie ist das verschrobene Genie nun – nach der Verzweiflung von „There Is No-One What Will Take Care Of You“ und dem Existentialismus von „Palace Brothers“ – bei der Hoffnung angelangt. Auf „Hope“ weihnachtet es sehr. In sechs Songs, darunter Leonard Cohens „Winter Lady“, leuchtet Oldham uns heim. Allerdings nennt er sich nun, unter dem Eindruck seiner winterlichen Rußland-Reise, „Push“. Schon auf „Palace Brothers“ huldigte er dem großen „Pushkin“. Seiner Egozentrik und Neugier folgend, wechselte Oldham auch die Musiker komplett aus: In Chicago nahm er zweiSongs mit Royal Trux auf, in London vier mit The Beautiful South. Statt als Palace Brothers firmiert er jetzt unter Palace Songs. Die einzige Konstante bleibt Oldham selbst. Le monde, c’est moi. Binnen kaum zwei Jahren hat der Sonderling ein Werk geschaffen, das nur mehr an den Arbeiten der bedeutendsten amerikanischen Songschreiber zu messen ist: an Hank Williams, Bob Dylan, Randy Newman, Robert Johnson, Leonard Cohen. Dennoch gibt es keine entsprechenden Referenzen in Oldhams Musik und Texten – allenfalls das nicht-autobiographische Konzept taugt begrenzt als Gemeinsamkeit. Kierkegaard, Handke und Nabokov sind Oldhams wichtigste Säulenheilige – was mindestens auf Ästhetisierung und bedingungslosen Stilwillen schließen läßt. Bei Oldham ist alles Abstraktion, alles Konstruktion. Mit 24 Jahren hat er sich von allen Konventionen des Liederschreibens befreit: So verwendet er in „Untitled“ zwar Dialog-Fragmente, bringt aber auch einen Erzähler zur Sprache. In „Werner’s Last Blues To Blokbuster“ wispert der Titelheld: „Marriage ist a bliss! It’s something I’ve skirted around/ But that I don’t plan to miss.“ Und dann, mit dem altertümlichen Oldham’schen Pathos: „O Blokbuster, o Blök!“ Wer spricht in diesen Liedern? Der unbewegte Beweger? Oder doch der Hund aus „Come A Little Dog“? Auch musikalisch schiebt ,Jiope “ die Grenzen weiter hinaus. Orgel und Piano dominieren die Songs und schaffen eine schwebende, emphatische Spannung, die nicht mehr aufgelöst wird. Oldhams Gesang kippt und bricht wie gewohnt, aber im Hintergrund halten Sean O’Hagan und Briana Corrigan die Harmonien. Feierliche, ungebrochene Kontemplation verbreitet sich in „Christmastime In The Mountains“. Die Trauer von „Agnes, Queen Of Sorrow“ und „All Gone, All Gone“ verweist auf keinen Schmerz, sondern nur auf sich selbst. „Every time I think you say/ It’s time for us to go our way/ 1 say wait another day“, heißt es im ersten Song – und im zweiten: „If you think I should go/ 1 really will Das Enigma Will Oldham hat die nächste Wendung schon vorbereitet. Es gibt Hinweise darauf, daß ein Freistil-Hardcore-Album bevorsteht. Arne Willander

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