Paolo Nutini – These Streets

Unauffälliger Easy-Roots-Soul-Pop von einem sehr guten Sänger Man muss noch mal grundsätzlich betonen, was für ein konservativer, einfallsloser, überhaupt nicht jugendlicher Schmonz zurzeit als „Rückkehr der Songwriter“-Musik verkauft wird. Jetzt Paolo Nutini: Das hört sich auch nach eingehender Prüfung so an, als ob der Proband gar nicht merken soll, dass gerade eine Platte läuft. Tiger wie Cliff Richard hätten die meisten dieser Songs nicht mal mit dem Hintern angehört, und den betont unauffälligen Easy-Roots-Soul-Pop spielt einem jede Festzelt-Band, wenn man sie mit Geld anstachelt.

Das war aber schon alles Böse, was man über Nutini sagen muss. Dafür bekommt er Personality-Punkte: 19-jährig, aus Paisley bei Glasgow, Sohn italienischer Einwanderer, deren Stammvater im Jahr 1914 eine schottische Fish’n’Chips-Bude eröffnete! Tolle Geschichte, bitte mehr erzählen. „Neben der täglichen Arbeit am Frittiergerät gab es allerdings auch viel Musik“, formuliert das Presseheft grandios, wie der schöne Bussi-Paolo zum Songschreiben kam. So richtig gut kann er das offenbar noch nicht – an den zehn Songs haben neun Co-Autoren mitkomponiert-, aber, hey, was soll man mit 19 auch groß zu sagen haben (außer man ist bei den Arctic Monkeys)?

Nutini ist jedenfalls ein fantastischer Sänger, weil er alle Charaktere zusammenfusioniert, die für sich genommen problematisch wären: die Schmalzbacke, den Knödler, die „Röhre“ und gelegentlich den Reggae-Jammerer. Und wenn ab und zu das Thema passt, wie in Jenny Don’t Be Hasty“ (wo die besagte Jenny findet, er sei zu jung) oder im wirklich guten „These Streets“ (wo er sich in der Großstadt nach der Kleinstadt sehnt), dann klingt Nutini als Meta-Sänger ganz groß. Wenn er jetzt noch vernünftige Songs… in den Achtzigern hat man das immer über Tina Turner gesagt.

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