Patrick Wolf – The Bachelor

Wolfsjunge mit Geige, androgyner Naturbursche, lover in Technicolor -Patrick Wolf hat in den letzten sechs Jahren so manche Inkarnation durchgespielt. Als er vor zwei Jahren den liebestrunkenen Synthie-Pop von „The Magic Position“ aufführte, war er mit dem Kopf schon wieder ganz woanders. Er trug zwar noch die gleiche rote Mähne wie auf dem Albumcover, doch das war nur noch eine Perücke. Er hatte sich die Haare geschoren, wollte seine Live-Karriere beenden und erzählte überall, er arbeite an einem dunklen Techno-Album namens „Battle“. Guter Titel natürlich. Nicht, weil er die neuen Stücke in einem kleinen südenglischen Städtchen gleichen Namens aufnahm, sondern weil er sich vom Liebenden in einen einsamen Krieger verwandelt hatte. Doch die nächste Metamorphose ließ nicht lang auf sich warten, und so sind aus „Battle“ schließlich zwei Alben geworden. Das nun erscheinende „TTie Bachelor“ handelt vom Ende einer Liebe, „The Conqueror“, das im nächsten Jahr veröffentlicht wird, von einem neuen Glück.

Begeben wir uns also in die war zone. Der Fliegeralarm im Eröffnungsstück „Kriegsspiel“ geht langsam in den Sound einer Violine über, ein Laptop spielt verrückt, eine Geige fiedelt, Gitarren und Schlagzeug setzen ein und Patrick Wolf legt so viel Pathos in seine Stimme, dass man denken könnte, er wolle Maximo Parks Paul Smith ausstechen: „I’U work harder, harder/ For resolution/ Show me some revolution/ This battle will be won.“ Auch das nachfolgende „Oblivion‘ ist eine große, süchtig machende Emo-Pop-Geste. Überhaupt war Wolf noch nie so verschwenderisch mit Melodien und Emphase. Doch natürlich hat er wieder Risse und Brüche eingebaut, die einen noch abhängiger machen nach diesem Pop-Genie.

Zu dieser hybriden Mischung kann Folksängerin Eliza Carthy als Duettpartnerin im Titelsong ebenso beitragen wie die Beats von Matthew Herbert und die Noise-Collagen von Alec Empire. Auch Tilda Swinton, die in Sally Potters Virginia-Wolf-Verfilmung „Orlando“ ein Wolfsches role model verkörperte — den durch die Jahrhunderte reisenden, gender-bendenden ewigen Jüngling —, hat einige Gastauftritte als eine Art Stimme des Unbewussten.

Kurz: „The Bachelor“ ist die perfekte Vermählung von Kitsch und Kunst. Ein Monument aus Streicherschmelz und Noise, Beats und keltischen Flöten, Electroclash und anrührenden Piano-Balladen, Schmerz und Hoffnung. Wenn man mit einem solchen Arsenal in die Schlacht zieht, kann man nur gewinnen.

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