PATTI SMITH – PEACE AND NOISE :: BMG Ariola

Noch mehr Tote und noch mehr Heiligsprechungen. Alles ist heilig, sagt Patti Smith. Die Hände und die Stimme und die Schreibmaschine. In „Spell“ rezitiert sie diese weihevollen Warte aus „Footnote To Howl“ von Allen Ginsberg, der Anfang des Jahres verstorben ist Auch ihr neues Album „Peace And Noise“ ist ein Nekrolog, und die Trauerarbeit bestimmt bei Patti Smith sowieso den Alltag. Denn der Tod ist ja kein Kapitel, das sich abschließen läßt. Auch nicht mit einem Album wie „Gone Again“, auf dem die Künstlerin letztes Jahr ihres Mannes Fred Sonic Smith und anderer verblichener Freunde gedachte. Der Tod ist wie ein Tanz – wie eine totale Selbstaufgabe in der Liebe.

Sagte Patti Smith schon 1978, in den letzten Zeilen ihres Poems „Easter“. Und was ehedem enigmatisch wirkte, formuliert jetzt exakt den Antrieb ihres Schaffens. Auch deshalb ist diese 51jährige eine der größten Künstlerinnen des Rock’n’Roll: Weil ihr Werk nicht nur über die Jahrzehnte Bestand hatte, sondern – so mutet es manchmal zumindest an – heute erst seiner eigentlichen Erfüllung zugeführt wird.

Überhaupt lohnt es sich für „Peace And Noise“, dessen Songs zum Teil noch aus der Zeit vor Fred Sonic Smiths Tod stammen, ein weiteres Mal in Pattis Vergangenheit zu schauen. Denn im Gegensatz zu „Gone Again“, das so entrückt und ungreifbar war, findet man auf diesem siebten regulären Album von Patti Smith viele Verweise auf ihr früheres Werk. Der Song „1959“ etwa erinnert in seiner strengen Schönheit an „Dancing Barefoot“, im düsteren Nachdruck des Gesangs von „Dead City“ hallt „Because The Night“ nach, und „Memento Mori“, ein ausladendes Impromptu, zieht das Tempo an wie Pattis Text-Kotivolut „Birdland“ von 1975.

Ein epochales Werk wie „Horses“ ist dieses Album zwar nicht geworden, aber „Peace AndNoise“ ist ein Beweis dafiir, daß die ewige Ruhe der löten nicht ewige Stille meinen muß. Das beruhigt. Dieses Album macht auch Hoffnung und spendet Trost, weil es zeigt, wie der Rock’n’Roll mit dem Tod umgehen kann. Ohne Mythen zu produzieren.

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